Manchmal gibt es Tage, die laufen ganz anders ab als geplant und man muss sagen, das ist auch gut so. Eigentlich wollten wir vom Lake Pearson aus einfach mal in Richtung Landesmitte fahren. Unterwegs hier und da mal anhalten und schließlich in Methven ankommen. Gesagt getan. Unser rollendes Zuhause brachte uns entland der Südalpen bis hin zu unserem nächster Stop, nur wenige Kilometer vom Lake Pearson entfernt.
Ein kleiner Parkplatz mit einigen Autos hat unseren Blick angezogen. Vielleicht gibt es dort ja eine schöne Aussicht für ein paar Bilder?! Oder besser noch, was zu essen aus der Gulaschkanone! Bei der Ankunft stellen wir fest, dass es keine Gulaschkanone gibt 🙁 Stattdessen lesen wir ein Schild. „Cave Stream Reserve“ steht darauf geschrieben. Weiter kommen wir auch nicht mit lesen, denn hinter uns fragt ein waschechter Sting-Verschnitt, ob wir ne Taschenlampe bräuchten. Anscheinend sind wir auf einem Basar gelandet … Nein Nein, ob wir da wären um die Höhlen zu besuchen will er wissen. Von einer Höhle wissen wir nix, wir hatten ja Gulasch erwartet. Er sagt uns die Höhle wäre das Highlight der Region. Er hätte noch ein paar Lampen, wenn wir welche bräuchten, um sie uns anzusehen. Er würde sogar mit uns zusammen in die Höhlen gehen, wenn wir Lust haben. Wem kommt da nicht der alter Lehrsatz aus der Kindheit wieder in den Sinn: Gehe nie mit Fremden mit in unbekannte Höhlen, die kein Gulasch anbieten, dafür aber ne olle Taschenlampe dabei haben! Allerdings heißt es ja auch, wer nicht probiert der verpasst vielleicht was totaaaaaaal Abgefahrenes.
Wir zweifeln dennoch. Erstens wollten wir in Neuseeland keine unterirdischen Höhlen angucken (wir sind olle Schisser) und Zweitens kennen wir ja den Typen auch nicht. Immerhin, er ist super nett und zieht sich während wir reden ersteinmal aus, um dann in einen Neoprenanzug zu steigen. Gar nicht so einfach, er schafft es nur ihn bis zum Bauch hochzuziehen. Wir fragen, ob es denn gefährlich ist und sagen ihm das wir olle Schisser sind. Er sagt, er habe das schon hundert mal gemacht, sogar mit seinem 6 jährigen Sohn und seiner 70 Jahre alten Mutter. Das Ganze dauert auch nur 45 Minuten. Aber schließlich sage ich ja auch immer ich bin in 5 Minuten da, um genau dann erst loszufahren.
Was solls, wenn die Mutter es auch geschafft hat … allerdings hat mich auch schon mal ne Oma am Berg im Tongario National Park abgehängt. Ob wir noch was brauchen wollen wir wissen. Am besten alte Schuhe die naß werden können und außerdem kurze, schnell trocknende Hosen und T-Shirts tragen. Die Höhle ist eigentlich ein unterirdischer Fluß und wir würden vielleicht etwas naß werden. Etwas naß … hmmmm … wir beginnen uns zu fragen warum er eigentlich einen Neopren-Taucheranzug trägt. Er sagt, er wäre schon zu alt um ohne so etwas los zu gehen … naja und immerhin hat er es ja wie gesagt, nur bis zum Bauch geschafft.
Wir treffen außerdem auf Daniela und Nina aus good old Germany. Sie haben „Sting“ auch eben erst getroffen und kommen auch mit. Supi, na dann los.
Gleich der Eingang verspricht eine fröhliche Wanderung. Wasser bis zur Brust. Gut das wir die blöde Tasche gefüllt mit unseren Wertsachen dabei haben, die ich ab jetzt um den Hals trage. Vor dem Höhleneingang wartet ein Pärchen. Die zwei wollen nicht hinein. Kann man verstehen, denn den Eingang sieht man in Mitten des Flusses kaum. Unser Gefolgsmann sagt das wäre die höchste Stelle, kein Grund zum Zweifeln und schwubbs, weg ist er. Das Wasser ist kühl und der Tag noch Jung, also gehen wir rein.
Bis heute hatten wir uns außerdem geschworen, keine Kopflampen zu tragen. Zwar sind die praktisch, aber wenn man in dem Einen oder Anderen Backpacker-Hostel gesehen hat, wie manche Leute mit diesen Lampfen verwachsen zu sein scheinen, denkt man „So will ich nicht enden!“. Warum sollte man auch im voll beleuteten Raum voller wild mampfender Reiselustiger eine Lampe auf dem Kopf tragen, als ob man gleich Schicht hat und zu den Kumpels unterm Berg hinab steigt?! Es geht um Ecken und über Felsen, immer mitten durchs Wasser. Ohne Lampen herrscht völlige Dunkelheit hier unten, aber wie gesagt, praktisch sind sie ja. Wir freuen uns also dass wir sie dabei haben und uns eh keiner sieht, ein Gesichtspunkt den wir mit der Darstellung der Bilder hier im Netz wieder locker ausgehebelt haben. Die Decke funkelt, als ob sie mit Kristallen übersät sind, dabei ist es „nur“ kondensiertes Wasser. „Sting“ erklärt uns, dass er plant ne Tour für die Höhle anzubieten und wir quasi eine Testgruppe sind. Vielleicht macht er es aber auch nicht. Er ist eher so einer von der Easy-Going Truppe.
Alle erkunden die Höhle, als ob wir die ersten Menschen wären die sie entdeckt haben. Doch hinter uns hören wir Stimmen. Auch andere Verrückte hat es also hier herunter verschlagen. Ich plane zusammen mit unserem neuen Freund, im Dunkel zu warten und die Bande zu erschrecken. Die bewegen sich nun aber wirklich wie die ersten Menschen hier entlang (den Geräuschen nach zu urteilen) und ich fühle mich wie auf dem Planet der Affen. Wir gehen dann eben mal fix weiter … Zum Schluss gabs noch eine kurze Kletterpartie und wir waren wieder draußen.
Mit den zwei Mädels schnacken wir erstmal ne Runde und beschließen ein Stück weiter zu fahren, um zu klettern. Warum nicht, wo wir doch so passionierte Kletterfreunde sind ähmmm … Nächstes Ziel: Kura Tawhiti (Castle Rock). Felsen in der Wildniss. Is dat nech schööööööön.
Irgendwie haben wir es dann auch geschafft, den Rest des Tages hier zu verbringen. Die Zeit verfliegt mal wieder. Klettern mit Schafen als Zuschauern und ein Klo gabs auch. Wenn das mal nix ist.
Zum schlafen sind wir schließlich noch einmal zurück zu unseren Enten an den Lake Peason gefahren. Man muss ja nicht jeden Tag weit kommen 😉 Und die zwei haben sich bestimmt auch riesig gefreut das wir wieder da waren. Wahre Entenliebe kennt keine Grenzen.
Wir sammeln ein wenig Holz für ein weiteres Lagerfeuer. Nix aufzutreiben. Doch dann findet Nina doch irgendwie ne ganze Holzpalette im Busch. Supi. Also doch Lagerfeuer. Zu uns gesellt sich Gabi. Gabi ist mit einem Bekannten unterwegs der in etwa so aufregend ist wie eine Bananenschale. Wir reden über ihren Frust mit dem Bananenbekannten und die üblichen Sachen. Schicksal und Glück, Gott und die Welt und über sämtliche Verschwörungstheorien des Universums. Gabi kennt sie alle. Es wird Morgen und wir trotten ins Bett. Wir denken auch den Rest der Camper, um uns herum, mit etwas Unterhaltung während der Nacht erfreut zu haben und schlafen ein. Ein unverhoffter Tagesablauf, so wie man ihn sich eben wünscht.