Die Rumtreiber – Am anderen Ende der Welt


Mai 5, 2009

Wandern bis zum Umfallen? Gerne! Der Humpridge Track.

Category: Frühlingsgefühle – Nils-&-Babs 2:53 am

Der Süden ruft. Die passende Straße hierzu ist auch schnell gefunden und wir sagen auf Wiedersehen Te Anau. Immerhin wollen wir uns fürs erste nach Invercargill durchrollen. Auf dem Weg in diese Großstadt des Südens machen wir Halt im kleinen Örtchen Tuatapere und in Riverton.

Der Süden macht Muh!

Die beschauliche Küstenregion ist ziemlich menschenleer, dafür rau und windgeprüft. Kein Wunder, dass hier auch die Bäume so aussehen, als seien sie vom besten Hair-Stylisten Neuseelands persönlich geglättet worden.

Waschen, Fönen, Legen

Rauhe Küsten

In Tuatapere nächtigen wir auf einem kleinen Campingplatz bei einem älteren Herren. Dieser ist wohl über die Jahre genauso brummig geworden, wie es die See an der Südküste ist, doch macht das letztlich nicht viel aus. Denn da sich sein Mund nur einen Millimeter weit beim Sprechen öffnet, verstehen wir sowieso nur den Preis der Übernachtung und das er den Laden hier alleine schmeißt. Wer hätte das gedacht.

Wir beschließen eine Runde am Strand spazieren zu gehen, bevor es dunkel wird. In unserem Almanach, dem Straßenatlas, entdecken wir, dass es sich bei dem Strandweg um einen Teil eines größeren Weges handelt. Und da wir generell leicht verloren gehen, beschließen wir uns ein paar Broschüren zum Weg zu besorgen. Dabei landen wir dieses Mal nicht in einem DOC Büro, sondern beim Verein des Humpridge Tracks. Ein dicklicher Herr begrüßt uns am Eingang. Es stellt sich heraus, dass er einer der „Gründerväter“ des Wanderweges ist. Von Anfang an war er dabei und hat dabei so einige Meter des Weges mit bloßen Händen dem wilden Untergrund entrissen. Vielleicht hat er aber auch einen Bagger benutzt.

Er erzählt uns, dass man natürlich am Strand spazieren gehen kann. Allerdings will er wissen, ob wir nicht schon einmal über einen längeren Weg nachgedacht hätten. Den Humpridge Track. Drei Tage, 52 Kilometer (plus ein paar Kilometern extra da die Straße unpassierbar ist, plus Rundwege etc.) ein gehöriger Anstieg und … wunderschön. Er ist nicht nur freundlich, geradezu schwärmerisch, sondern einfach überzeugend. Wie? Er zeigt uns Bilder. Das klappt natürlich immer bei einer Landschaft die aussieht, als wäre sie gemalt. Halbe Preise gäbe es außerdem für die Hütten, da es immer noch Winter ist. Dafür bringt man alles was man braucht selbst mit, hat keine Heizung oder ähnliches, Wasserleitungen können schon mal zufrieren und das Wetter ist in diesen Tagen nicht unbedingt verlässlich. Allerdings wären wir die einzigen auf dem Weg und hätten die sonst vollen Schlafsäle für uns. Kein Anderer hat sich auf diesem sonst so beliebten Weg für die kommenden Tage angemeldet.

Wir buchen. Keine Ahnung warum, aber wir haben das Gefühl das einen beschleicht, wenn man gerade vom Marktschreier zurück kommt mit zwei Tüten voller Obst und einigen Topfpflanzen, obwohl man eigentlich nur ein Fischbrötchen kaufen wollte.

Erstaunlicherweise hatte Babs ganz zu Anfang unserer Reise diesen Wanderweg schon einmal im Reiseführer markiert. Dieser Plan wurde jedoch schnell verworfen, nachdem dann zu lesen war, es handele sich um einen schwierigeren Weg der einiges an Fitness und Strapazierfähigkeit voraus setzt. Das erfahre ich jetzt … Aber der Mann war doch so freundlich, der würde uns nie mehr zutrauen als wir tatsächlich können … oder?!

Wir haben zwei Tage Zeit uns vorzubereiten. Zeit zum einkaufen. Trockenessen, Trockenobst, Nüsse und was weiß ich sonst noch. Hauptsache der Name „Trocken“ kommt darin vor. Zwei Tage später sitzen wir in der selben Campingküche beim selben grummeligen Besitzer in Tuatapere. Wir packen alles ein was wichtig sein könnte. Außerhalb der Zivilisation sollte man besser alles dabei haben was man einmal brauchen könnte. Notfallasurüstung, Essen, Gaskocher, Schlafsäcke, diverse Klamotten für alle Lebenslagen, Insektenabwehr und … die Liste ist lang.

Wo mieten wir unseren Packesel?!

Der Morgen beginnt früh. Immerhin müssen wir einige Kilometer extra laufen, denn die Zufahrtsstraße zum Track ist vom Meer weg gespült worden. Das ist aber verständlich, da man die Straße einen Meter neben dem Meer platziert hatte. Alles in allem werden wir wohl so ca. XX Kilometer laufen bzw. 9 bis 10 Stunden. Wir parken den Roten auf einer Wiese am Ende der befahrbaren Stecke und müssen feststellen: Alle guten Parkplätze auf dem Kies sind bereits von einer Gruppe Pfadfinder belegt, die sich bereits auf dem Track befinden und morgen wieder kommen. Die Pfadfindergruppe macht hier übrigens ihre Feuertaufe. Wer diesen Weg übersteht wird aufgenommen. Und so erwächst mein neuer Antrieb für die nächsten drei Tage. Wenn es diese Pfadfinderneulinge schaffen … , schaffen wir das auch (ehrlich, die sind doch noch so jung!). So wohl ist uns nicht beim Gedanken, den Baron hier zu lassen. Der Himmel verspricht nichts Gutes und zum Meer ist es auch nur ein paar Schritte. Er wird schon auf sich aufpassen. Als Wegfahrsperre werden einfach ein paar alte Socken auf dem Lenkrad ausgebreitet.

Die „Extakilometerchen“ sind relativ schnell überwunden. Ein Kiesweg windet sich zum Grundstück eines Bauern und dem Beginn des eigentlichen Weges. Gut gelaunt winken wir Bauers Kühen zu, als wir sie passieren, stets mit dem Gedanken, dass diese Kühe den Weg sicher leichter bewältigen würden als wir.

Der Blick zurück zum „Parkplatz“

So strahlen nur Menschen die nicht wissen was kommt

Unsere ersten Kilometer führen uns am Strand entlang in Richtung unseres heutigen Ziels. Der „Ridge“, dem Bergrücken den wir erklimmen werden. Mehr als 900 Meter Anstieg liegen noch vor uns. Aber daran denken wir jetzt nicht. Unser Riesenrucksack mit gefühlten 100 kg wird uns schon früh genug in die Realität zurück holen.

Im Hintergrund wartet das letzte Stück Zivilisation: Saisonale Fischerhütten

Der Blick zurück. Der Baron ist weit außer Sicht

Unser Ziel: Der dunkele Bergrücken, die Humpridge

Die zweibeinigen blauen Deuterwerbeplakate legen los

Schließlich erfüllen die grauen Wattewölkchen ihr Versprechen und regnen auf uns herab. Die Straßen auf dem Weg zum Wald ähneln somit vielmehr kleinen Flüssen als Straßen. Und was machen die Wandermaxe? Die wollen natürlich ihre kleinen schönen Sonntagswanderschuhe nicht nass machen. Ein umständliches probieren am Wegesrand beginnt, welches nicht selten trotzdem im Wasser endet. Einige feuchte Socken später betreten wir den Wald über eine der vielen Drahtseilbrücken des Wanderweges.

Pfützenspringen

Lass dich nicht hängen!

Von nun an heißt es Wald, Wald, Wald. Mal auf Brettern und mal entlang der kleinen orangefarbenen Dreiecke.

Wandern leicht gemacht

Wir suchen Dreiecke

Durstig ist der Wandersmann und so ist es nicht verwunderlich das ich meinen kleinen blauen drei Liter Wasserschlauch schnell leer getrunken hab. Das Trinken lenkt mich gut von dem ganzen Gelaufe ab und immerhin kommt ja auch laut unserer Karte bald eine Auffüllstation für Trinkwasser. Babs verlässt sich nicht so leichtfertig darauf und hat noch genügend Wasser im Säckle. Wunderbar. Denn die Auffüllstation ist ein rostiger blauer Eimer an einem Strick über einem Fluss in der Tiefe. Was solls, ich schöpfe. Um die Sache spannender zu gestalten, hat der Eimer Löcher. Es wäre aber auch wirklich nicht schön gewesen, so leicht zum Ziel zu gelangen.

Die Auffüllstation

Ich angele mir einen Liter

Ab jetzt steigt der Weg erheblich an. Wir ziehen uns an Wurzeln in die Höhe, versuchen nicht mit dem Rucksack hängen zu bleiben und sehen ansonsten nur grün. Die meiste Zeit verbringt man damit auf den Boden zu schauen, um den Weg fortzusetzen. Vor lauter Bäumen beginne ich mich zu fragen, wer solche Wanderungen wirklich schön findet. Stunden über Stunden werden die Kilometer erlaufen. Und als Belohnung sieht man Bäume und Boden. Das ist ja ganz schön, nur eben nach 7 Stunden Eintönigkeit will man … mehr. Zum Glück können wir uns nur schlecht verlieren, denn mit unseren blauen Rucksäcken fallen wir hier auf. Ich glaube auch das eine oder andere neidische Eichhörnchen gesehen zu haben.

Suchbild: Wo ist der Wald versteckt?

Und dann ist es soweit. Der Wald tut sich auf und die Sonne zeigt sich wieder. So unerwartet wie dieser Anblick kam (man schaut wie gesagt eben nur die ganze Zeit auf den Boden), umso schöner ist er. Vergessen sind die Strapazen, der Regen, das Dauergrün und der Dauerbodenanblick. Wir sehen zum ersten mal das gesamte Umland, den Kamm den wir morgen entlang hinab steigen werden und … einen Regenbogen.

Aus dem Grün in die Welt hinaus

Unsere Richtung für Tag Nr.2

Und endlich sehen wir auch nach ein paar weiteren Kilometern unsere Hütte für die heutige Nacht. Im Hintergrund zeichnet sich sogar unser Strandweg ab. Und da es noch hell ist und wir ja quasi am Ziel, kommt die Belohnung der Tagesetappe. Ein zusätzlicher einstündiger Rundweg auf der Spitze des Berges. Nach laufen, laufen und nochmals laufen also zur Entspannung etwas … laufen?! Kann es sein, dass die Rumtreiber da irgendetwas falsch machen? Nein, denn hier sehen wir viele der wundervollen Orte, Felsen und kleinen Wasserlöcher, die wir schon von den Bildern aus dem Büro weit weg in Tuatapere kennen.

Home Sweet Home

Unsere Rucksäcke haben wir an der Weggabelung zurück gelassen. Vielleicht kommt ja eine Bergziege und trägt sie schon mal runter zur Hütte. Der Himmel ist grau, durchbrochen von hellen Streifen, ein oft vergebenes, teils erfolgreiches Verlangen der Sonne, zu uns durchzudringen. Es regnet im Tal und auf den umliegenden Bergen und der Wind bläst uns ins Gesicht. Oder ist es Schnee?

Einer geht noch: Wir Rund-Wandern

Eine verborgene Welt über den Dächern des Waldes

Wir lächeln … wieder

Ist es ein Lächeln oder sind es die Fußschmerzen?!

Der Weg hat sich gelohnt. Eine völlig andere Welt scheint vor uns aufgegangen zu sein, nach dem langen Waldmarsch des Tages. Vergessen sind die vielen Kilometer und die langen Stunden, zehn waren es heute. Um der Dämmerung zuvor zu kommen, beschließen wir in der Hütte einzukehren. Keinen Augenblick zu früh. Bei betreten der Hütte verfinstert sich der Himmel und ein waschechter Schneesturm bricht los. Es Schneit wie es nur schneien kann, begleitet von mächtigem Pfeifen und Heulen (Babs und meines). Immerhin haben wir den ganzen Komplex für uns. Gemeinschaftsräume, Schlafsäle und Klo. Sonst Haus und Hof duzender Wanderleute.

Willkommen im Blizzard

Ohne Strom, Feuerholz und einem tosenden Schneegestöber vor der Tür will man nicht allzu lang wach bleiben. Also gehen wir zum Essen über. Es gibt Tee, eine Nudelsuppe als Vorspeise, gefolgt von Lammfettuchine im Hauptgang und einen Marsriegel zum Nachtisch. Was will man mehr.

Wir fragen uns, ob der Schneesturm aufhören wird bevor der Schnee meterhoch liegt, die Sicht sich bessern wird und wir morgen früh den Weg ins Tal finden werden. Ich lese noch 5 Minuten während Babs neben mir bereits nur noch einen Zentimeter aus ihrem Schlafsack schaut und gemächlich einschlummert. Der Rest der Nacht ist vom Rattern des Windes untermalt. Um sechs Uhr morgens geht es aus dem Bett. Der Sturm hat sich gelegt und die Sicht klärt auf. Zeit für Kaffee und Haferbrei. Zum Glück haben wir unser Wasser für den Kaffee und unsere Trinkschläuche bereits am Abend aufgefüllt. Die Leitungen sind heute Morgen zugefroren.

Guten Morgen!

Es dämmert … eine neuer Wandertag

Unsere heutige Polarexpedition ist gut ausgestattet. Lange Fleece-Unterwäsche, Fleece-Pullover, die gute lange U-Hose, Merinosöckchen, Handschuhe, Regenhosen und ein Mützchen. Endlich kann einmal all das ausgepackt werden, was sonst nur im Rucksack von A nach B geschleppt wird. Das Endergebnis dieses Anziehmarathons kann sich sehen lassen. Wenn Babs oder ich nun ausrutschen hüpfen wir bestimmt einige Meter weiter wie ein Gummiball.

Heute tragen wir den ganzen Kleiderschrank

Wir verlassen unser 5-Sterne Resort

Wir folgen dem Weg zurück zur Kreuzung, an welcher wir unseren langsamen Abstieg über verschiedene kleinere Berge bis hin zum heutigen Ziel, einem verlassenen Holzfälleraußenposten direkt am Meer, beginnt.

Unser heutiger Weg

Babs, ein Schneezwerg auf Wanderschaft

Juhu, wir leben den Kontrast. Denn heute dürfen wir, im Gegensatz zu gestern, die meiste Zeit abwärts laufen. Hat man die Kniegelenke eines achtzigjährigen so wie ich, dann hört man diese nach spätestens 3 Stunden bergab Laufens quietschen wie die Tür des Plumpsklos auf unserem letzten Campingplatz.

Zum Glück habe ich mir ein Hightec-Knieschoner beim freundlichen Pharmazeuten in Invercargill besorgt. Aber wir wollen uns ja nicht beschweren. Irgendjemand hat hier oftmals kilometerlang Treppenstufen verlegt oder aus dem Fels gehauen. So kommen wir zumindest den wirklich steilen Passagen herunter, ohne ins Rollen zu verfallen.

Es geht abwärts, ich lächele trotzdem noch

Ein Waldwanderweg

Der Himmel verspricht wieder einmal „bestes“ Wetter

Ob Schleichwerbung im Spiel ist? Egal, wir vertrauen auf Deuter

In der Zwischenzeit suchen uns hin und wieder ein paar Schneeflocken heim und wir können einen Blick zurück auf unsere Strandstrecke vom Vortag bzw. die Heimstrecke für morgen sehen.

Schwerer Treffer von einer Schneeflocke (in NZ ca. so groß wie ein Fußball)

Unserer Vergangenheit und Zukunft. War das wirklich so weit?!

Pünktlich beim Erreichen der relativ ungeschützten Bergflanke setzt neben dem Schneefall auch wieder unser bester Kamerad ein, der Wind. Auch müssen wir feststellen es gibt sie noch. Die Wegabschnitte ohne irgendetwas. Man nennt es glaube ich ähhh … Natur eben. Genau. Enge Passagen, rutschig, gern mit Hanglage und Ausblick nach unten. Das haben wir uns gewünscht … so ungefähr jedenfalls.

Keine Viktory-Pose. Die Finger waren in dieser Stellung eingefroren

Na klar weiß ich wo es hier lang geht. (Männer fragen nie nach dem Weg)

Aber auch das war ein reiner Klax. Jedenfalls für Reinhold Messner. Wir erreichen einen niedrigeren Teil des Waldes. Hier hat es glücklicherweise nicht geschneit. Es gab Regen und nun … Schlamm (und natürlich auch immer noch etwas Regen).

Ein Gorilla im Nebel … bzw. Schlamm

Hier fehlen eindeutig unsere Gummistiefel

Mitten im Wald finden wir auch Martinas Kurve. Wer hätte diese hier vermutet? Der einzig Wegabschnitt mit Namen. Bitte schön.

Martinas Kurve

Schließlich erreichen wir ein weiteres Highlight unseres Weges. Die Überquerung mehrerer Holzviadukte aus der Zeit des Holzabbaus in dieser Region. Wir dürfen die restaurierten Gestelle belaufen und die Aussicht bewundern. Zwischen den einzelnen Viadukten liegt die alte Schienenstrecke über die sich der Holzzug bewegte. Die nächsten Stunden spielen wir also zweibeinige Eisenbahn. Das höchste Viadukt ist übrigens mehr als 100 Meter hoch. Herrlicher Ausblick. Hatte ich erwähnt, dass ich Höhenangst habe? Während sich Babs lebhaft an die Viadukte erinnert, sehe ich, wenn ich in Gedanken zurück gehe, eigentlich nur ihr Popöchen vor mir. Mein einziger Fixpunkt während der Überquerung.

Viadukt Nummer Eins

Wir fangen klein an

Tschu Tschu

Das große Viadukt

Ich sehe nur Babs Popöchen auf diesem Bild …

Wir sind inzwischen schon wieder mehr als acht Stunden unterwegs und haben die niedrigste Ebene erreicht. Auch unser Wald ändert sich mit erreichen der Küstenregion.

Wir folgen immer noch den Schienen

Sehr gut. Mehr Wasser

So manches Mal wird der Schlamm recht tief. Und um nicht vom Helikopter aus dem Morast gezogen werden zu müssen, klettern wir mehr schlecht als recht am Rand entlang. Als kleine Erkenntnis, diese Wanderung können wir nur jedem empfehlen: Folge nicht, nie, den Fußspuren anderer. Wenn wir das taten, war der Fuß verschwunden. Die Vermutung, dass es dem Vorgänger auch so gegangen sein muss, tröstet nur für einen kleinen Moment. Einfach in die Wasserpfützen laufen. Da ist wenigstens kein Schlamm drin.

Schlammspringer

Kurz vor erreichen der Küste steht sie da. Unsere Finka, unser Bungalow, unsere Bude mit Betten. Umrandet von lichtem Wald und nicht weit von der hier ursprünglich vorhandenen Holzfällersiedlung. Das alte Schulhaus steht sogar noch. Heute wird allerdings darin nur noch gelernt, wie es ist, in einem Drei-Etagen-Bett mit einer Horde anderer Wanderer zu schlafen, während im „Erdgeschoss“ deftiger Wandermannseintopf gekocht wird.. Allerdings erleben das nur jene, die diesen Weg nebst Übernachtung über das Department Of Conservation gebucht haben. Unser Feriendomizil hat sogar noch einige Gasflaschen gebunkert. Allerdings hinter verschlossenen Türen. „Sie haben den Sparpreis gebucht, also schließen wir alles weg, was die Deluxebucher bekommen“ Was solls, man kennt das ja vielleicht von der Buchung eines „Glückshotels“ in der Türkei.

Club Robinson … ist um die Ecke

Und da wir vom Laufen einfach nicht genug bekommen können, gehen wir die Erkundungsrunde. Auf den Spuren der alten Bewohner der Stadt. Weitab der Zivilisation verdienten sich hier erst harte Holzfäller und schließlich ganze Familien ihren Lebensunterhalt. Irgendwann lohnte sich das Geschäft und der Aufwand einfach nicht mehr. Das kleine Holzfällerdorf wurde zur Geisterstadt. Immerhin, eine Aufwertung mit Stadtrecht. Die Gebäude stehen natürlich nicht mehr, denn der Wald erkämpft sich seinen Boden schnell zurück. Aber mit etwas Phantasie sieht man beim betreten der verschiedenen Schauplätze alles wieder vor sich. Bei wenig Phantasie schaut man, so wie ich, einfach auf die Bilder. Wir tummeln uns noch ein wenig am Strand herum, befreit von jeglicher Rucksacklast (Memo an uns: Den Schürfwunden am Becken zu urteilen, haben wir wider Erwarten immer noch nicht die korrekte Einstellung für unseren Bauchgurt gefunden). Die erhofften Delphinschwärme die es hier gibt, bleiben leider heute aus. Schade.

Ein typischer Bootsanleger nach der Wirtschaftskrise

Wieder entdeckt: Meine Arme

Die gute alte Lore

Für Verstecken spielen reicht es also noch …

Etwas gebeutelt vom Tag kehren wir wieder im Resort ein. Gerade rechtzeitig für ein opulentes Mal. Heute empfiehlt der Chefkoch … Tee, Suppe, Käsebrot und vegetarische Pasta. Schon wieder Pasta. Ich hatte mich so auf Reis und Curry gefreut. Den ganzen langen Tag kreisten meine Gedanken darum: Essen. Denn daran muss ich denken, wenn ich ewig weit laufen muss. Und dann das. Babs hat aus versehen zweimal Trocken-Nudeln eingepackt. Immerhin, wir haben noch was zum naschen da. Puhhh …

Pasta al frutti di Maggi

Ein neuer Tag, ein neues Vergnügen. Es ist der dritte und letzte Tag unserer Wanderung. Zu jedermanns Freude hat das Wetter noch einmal marginal gewechselt. Der Regen ist heute gewürzt mit leichtem Hagel und der Wind hat an Intensität zugenommen. Juhu, wir wandern dem Sturm entgegen.

Neuer Tag, selbe Beschäftigung, andere Route

Heute können wir definitiv nicht so viele Bilder machen. Es regnet oft zu sehr oder wir wollen einfach weiter kommen. Durch den starken Wind knarren die Bäume hier im Wald, als ob auch sie die letzten Tage nur Pasta hatten. Zum Glück wissen die grünen Freunde, dass wir auch nur Pasta hatten und lassen uns in Ruhe. Nur unsere Wanderautobahn mochten sie nicht sonderlich und ließen sich einfach darauf fallen.

Mittendrin statt nur dabei

Der Himmel schaut grau durch die Baumkronen, als wir grußlos an den Bäumen vorbei humpeln. Drei Tage wandern fordern ihren Geschwindigkeitstribut. Ich laufe voran und gebe vor, Babs ein guter Führer durch das glitschige Terrain zu sein. Und das wo ich doch sonst nicht mal nach sechsmaligem passieren ein und derselben Route meinen Weg in der Großstadt finde …

Als ich über eine weiter Pfütze springe, wird plötzlich die Szenerie in blaues Blitzlicht getaucht. Ich drehe mich nach Babs um und vermute schon, sie steht fröhlich hinter mir, um Bilder des Weges zu machen. Doch als ich mich drehe passiert zweierlei. Nummer eins: Ich schaue Babs genau ins Gesicht, denn sie ist wider Erwarten genau hinter mir. Nummer zwei: Es ertönt ein wirklich markerschütternder Knall. Blitz und Donner haben ihren Weg zu uns gefunden. Wir stehen in einer Pfütze, triefend vor Nässe und nicht weit von uns schlug soeben ein Blitz ein. Und während ich mich mit meinem prähistorischen Männerverstand frage, was das alles zu bedeuten hat, zischt auch schon ein zweiter Blitz an mir vorbei. In diesem Falle ist es jedoch Babs. Vergessen sind ihre ein duzend Blasen, ihr Rücken und der Rucksack. Sie legt ein Tempo vor, dem ich nur schwer folgen kann. Und plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Dies muss die geheimnissvolle Kraftreserve sein, die jede Frau im Sommerschlussverkauf freizusetzen vermag. Ich konzentriere mich wieder auf etwas zu Essen und folge ihr.

Das Gewitter schwebt drohend über dem Wald und jede Passage im Freihen lässt uns unwohl fühlen … wenn da nicht noch der lange Strandabschnitt wäre. Zur Aufmunterung haben aber die Damen und Herren des Wanderweges am Rand das ein oder andere treffende Namensschild aufgestellt. Ob wir da irgendetwas deuten sollten? „Breakneck Creek“, der Genicksbruch Bach …

Breakneck Creek

Nach zwei weiteren Stündchen ist soweit. Wir verlassen den Wald, um die Strandpassage zu laufen. Babs signalisiert hier übrigens nicht das es ihr gut geht oder das sie die Wandersmaid mit den zwei schiefen Daumen ist, sondern sie fragt mich nach der Richtung. Ähhmmm, na da will ich mal wieder voran laufen.

Zwei halbe OK machen einen Ganzen

Eigentlich sollte gerade Ebbe sein. So steht es zumindest auf unserem Zeitplaner. Doch als wir den Strand betreten, schlagen uns die Wellen freudig entgegen. Wir wir später erfahren werden, hat das Unwetter auf hoher See,, welches gerade vorherrscht, den Wasserstand am Strand auf Höchststand gebracht. Und da hinter dem Strand oft eine Felswand oder undurchdringliche Gebüsche warten, können wir für den meisten Teil der Strecke keinen Umweg finden. Wir rennen einfach. Von Fels zu Fels, von Bucht zu Bucht. Manchmal geht das leicht und es ist nicht so schlimm mit den Wellen und manchmal … manchmal wird man einfach sehr nass. Kann man nach ein paar Stunden Dauerregen noch nasser werden? Ja.

Ja, da kommen wir gerade her

Ein entspanntes Stück …

… hört gerade auf

Wolken verhüllen die Humpridge Bergkette

Nach einem erneuten Intermezzo im Wald geht es schließlich ein letztes Mal hinaus zum Strand. Das Gewitter hat uns in Ruhe gelassen und schickt seine traurig grauen Wolken nur langsam hinter uns her. Der Versuch uns am Strand für die Nachwelt zu fotografieren, erfordert einige Versuche und endet oft mit der Flucht in die Büsche.

Warum schauen wir eigentlich immer zurück?

Versuch Nr. 12: Unser Strandfoto

Unser Fotoapparat sagt Auf Wiedersehen

Schließlich macht auch das letzte Akku schlapp und wir hören auf zu fotografieren. Wir erreichen den Bauernhof ohne Zwischenfälle und durch viele Gedanken an Essen. Die Straßen sind noch mehr überflutet als zwei Tage zuvor, doch muss man jetzt nicht wirklich aufpassen, dass man nasse Füße bekommt. Nur ein oder zwei Stellen sind metertief, wie unser kleines Messstöckchen verrät. Die umlaufen wir natürlich, man muss es ja nicht übertreiben (Würde als Schlagzeile aber vielleicht ankommen „Wanderer bei Wegesüberquerung ertrunken“).

Als wir die „Extrakilometerchen“ antreten (Verflucht seinen die Extrakilometerchen) denken wir zum ersten Mal seit Tagen über den Roten Baron nach. Hat er das Unwetter überstanden? Treibt er womöglich auf dem Meer? Haben die Socken als Wegfahrsperre ausgereicht?

Bei unserer Ankunft, Freude. Der Rote steht noch. Genau da wo wir ihn verlassen hatten. Auf einer alten, nassen Viehwiese. Die Wiese ist einem Schlammbecken gewichen. Verd****. Nach wiedereinmal 9 Stunden laufen, hatten wir schon angeregt über das Gefühl des „im Wagen-Sitzens“ geredet. Pedale treten und fortbewegen. Jetzt heißt es allerdings, frei kommen. Wir benutzen Holz, wir graben, wir stopfen, wir benutzen ausgefeilte Anfahrtaktiken. Das alles nützt uns genau für drei Meter. Weiter kommen wir nämlich nicht. Inzwischen bin ich voller Schlamm und Stroh (nicht fragen woher das Stroh kommt) und Babs hat sich die Seele aus dem Leib geschoben (ja na klar lasse ich gleichberechtigter Weise in unserer Beziehung die Frau schieben …) Der Bauer, der wahrscheinlich seit längerem von seinem Landsitz weiter oben genüsslich zugeschaut hat, fasst sich schließlich ein Herz und kommt mit seinem Allradtruck. Bei seiner Ankunft stellt er richtiger Weise fest: „You’re bloody bogged“ Er grinst. Wir sind schon die Siebten oder Achten, die er diese Woche von dieser Wiese zieht. Ja ja, diese ollen Touristen sage ich.

Es dauert nur einen kurzen Augenblick und wir sind frei. Auf nach Riverton. Duschen, Essen, Sitzen. Und natürlich wird während der Fahrt gejammert. Da haben wir uns schließlich den ganzen Tag drauf gefreut. Diesen Weg machen wir mal wieder … nur nicht in den nächsten, sagen wir fünf bis sechs Jahren. Und endlich stellt sich auch das Gefühl ein, dass uns der freundliche Herr aus dem Büro vor Tage angepriesen hatte: Das Gefühl, etwas geschafft zu haben.

Und nun, da dieser Weg bereits fast acht Monate hinter uns liegt, kann ich nur nochmals reflektieren (oh dieses Wort wollte ich schon immer mal schreiben) und sagen: Es war einer der schönsten Wanderungen, die wir in Neuseeland unternommen haben. Anstrengend, mit dem einen oder anderen Hindernis, jedem möglichen Wetter, aber eben doch … schön. Vielleicht würde mir der junge Mann, der an jenem ersten Tag den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen hat, widersprechen. Doch heute, hier im Trockenen, weit weg von Tuatapere und mit einer Tasse Tee in der Hand, tut er es nicht.

Bis die Tage,

die Rumtreiber

April 16, 2009

Besser als Radio: Der Mildford Sound

Category: Frühlingsgefühle – Nils-&-Babs 12:21 pm

Ein weiterer Ausflug ins Fjordland. Unser Ziel lautet Milford Sound. Klingt gut, schaut gut aus, wir fahren mal hin. Auf dem Weg nach Milford kommt man natürlich nicht um das kleine Örtchen Te Anau herum. Ein Zwischenstopp im herrlichsten Regenbruch. Doch der Frühling zeigt sich in seiner altrosa Pracht. Es blüht der … nunja, vielleicht ist es Flieder.

Te Anau

Ein Blossom Tree

Vorbei am Lake Te Anau gelangt man schließlich zu den Te Anau Downs. Von hier brechen jedes Jahr tausende beherzte Wanderer auf in Richtung Milford Sound, zum Wandern. Der Weg ist gerade nicht passierbar und der Winter hat sich noch einmal zurück gemeldet. Wir hatten uns schon Sorgen gemacht, da wir lange nichts von ihm gehört hatten. Willkommen also zurück Winter! Wir hoffen du machst es dir nicht allzu gemütlich.

Lake Te Anau

Lake Te Anau Downs

Nur wenige Kilometer weiter stoppt der Rote, um uns den Mirror Lake zu zeigen. Wahrscheinlich ist er in seinem Leben als Reisemobil schon sooft hier vorbei gekommen, dass er die Strecke im Schlaf kennt.

Der Mirror Lake

Ein Wald auf dem Weg ganz nach oben …

Wir steigen der Straße langsam empor. Natürlich im Baron und natürlich mit den gewohnten 10 km/h. So langsam kann man sagen, dass mich diese Fahrweise wirklich entspannt. Wenn man einfach nicht schneller kann, dann stört es nicht angehupt, bedrengt oder missbiligt zu werden. Ja verdammt, wir sind Urlauber! Wir bleiben nur etwas länger als die Meisten und fahren dafür nochmal eine Spur extralangsam. Mehr Zeit zum aus dem Fenster gucken, Butterbrote schmieren und … Fahren eben. Und endlich sehen wir auch einen Kea. Den einzigen (Berg-) Papageien Neuseelands. Wir dachten schon er existiert nur noch in Mythen und Geschichtsberichten der späten 90iger Jahre.

Ein Zuhause für Keas

Ein Kea

Bevor wir in das kleine Örtchen Milford Sound fahren, stoppen wir nocheinmal am Routeburn Track. Dieses Mal nähern wir uns von der “anderen” Seite. Vielleicht haben wir ja nach zwei halben Wanderungen, jeweils von zwei verschiedenen Seiten, dass Gefühl ihn fast ganz gelaufen zu sein??? Vielleicht aber auch nicht. Auf dem Weg zum Key Sumit kommen wir sogar am örtlichen
Matterhorn vorbei. Sofort macht sich der Hunger nach Toblerone bei mir breit.

… hoffentlich wartet oben ein Süßwarenhändler

Ganz klar, Wasser!

Auf dem Weg nach oben präsentiert unser erstes Model nebenbei die neu erworbenen Wanderrucksäcke. Voll mit drei Litern Wasser und ein paar Müsliriegeln. Außerdem würde man sich ohne irgendetwas zum Herumschleppen sicherlich nackt fühlen. Das wollen wir bei winterlichen Außentemperaturen natürlich vermeiden. Model Nummer Zwei zeigt stolz seinen … Apfel. Auch einen solchen sollte man immer dabei haben.

Haute Couture am Berghang

Berge mit Zuckerguß

Model Nr. 2

Allein im Walde

Als alte Zoologen und Naturforscher haben wir uns natürlich auch sofort an die Arbeit gemacht, die Gegend mit den Augen eines Wissenschaftlers zu betrachten. Wir sind ja immerhin auch eine Art Forschungsreisende … aber im Prinzip ist das ja heutzutage jeder. Immerhin konnten wir eine äußerst seltene Holzbodenschlange finden. Obendrein ein extralanges Prachtexemplar. Mein Versuch, Babs zum Verzehr von delikatem Baummoos zu überreden, ist jedoch leider nicht geglückt.

Forscher mit Holzbodenschlange

Am Ende unseres Ausflugs holt uns schließlich die Wahrheit wieder ein. Zwei halbe Wege sind doch kein Ganzer. Und so müssen wir Wohl oder Übel beim nächsten Mal den Routeburn komplett laufen. Vielleicht finden wir dann sogar eine noch größere Holzbodenschlange. Wir werden sehen.

Zeit zum Abstieg

Wo kommt denn nur der ganze Wald her …

Wenngleich schon viele Mitmenschen behaupteten, Licht am Ende des Tunnels gesehen zu haben, so können wir dies im Anbetracht des Homer Tunnels nicht behaupten. Dieser wurde anscheinend noch zur guten alten Zeit der Pioniere gebaut und dann im Zeitalter der Sanierung vergessen. Mit Spitzhacke und Schaufel wurde hier ein Durchgang in eine andere Welt gehauen. Einen Besen hatten sie anscheinend nicht mit dabei und so fahre ich um jedes Stückchen Geröll herum wie ein Busfahrer aus jedem x-beliebigen Krisengebiet.

… Licht am Anfang des Tunnels (sofern das Abblendlicht funktioniert)

Der Homer-Tunnel

Unser Lager beziehen wir heute unweit des Anlegers im Milford Sound. Ein kleiner Campingplatz, der Einzige hier, wird für die nächsten Tage unser Zuhause sein. Und da es gerade nicht regnet, erkunden wir die Gegend. Ein kleiner Kea lebt anscheinend auch hier und macht den Platz unsicher. Erfolgreich locke ich ihn mittels Kronkorken an. Ein verspielter kleiner Kerl. Als er damit anfängt, sämtliche Dinge an zu knabbern, die ihm in sein gefräßiges kleines Schnäbelchen kommen, locke ich ihn sicherheitshalber hinüber zu den Mietwagen. Sicher ist sicher. Unser Roter Baron soll auch morgen noch kraftvoll losfahren können. Und was die Mietwagen betrifft … die können das sicher ab.

Camping im Milford Sound

Unser “Hinterhof”

Unsere örtliche Wasserversorgung (Stadtwerke Milford)

Durch diese hohle Gasse werden sie kommen …

Eine Million Wässerchen scheinen das Land um uns zu durchströmen. Und ich glaube fest daran, dass wir sie alle besucht haben! Zumindest sind wir jedem Flusslauf entlang gesprungen, den wir finden konnten.

Fluß Nummer Eins

Nummer Zwei

Naja … wahscheinlich Fluß Nr. 274

Juhu, wir haben das ganze Set!

Aber warum kommt man eigentlich zum Milford Sound? Stimmt, so ziemlich genau wegen eines einzigen verwegenen Berges. Schmuckstück jedes neuseeländischen Postkartenständers und der Grund vieler tausend Touristen von Queenstown, viele Stunden im Bus auf dem Weg hierher zu verbringen: Der Mitre Peak, zu deutsch: Der mächtig gewaltige Stinker. Bei unserer Ankunft begrüßt er uns während der Ebbe. Aber genau so etwas erwartet man ja von einem Stinker. Und im Prinzip trägt hier auch eigentlich das Meer die Schuld.

Mitre Peak

Der mächtig gewaltige Stinker

Das schauen wir uns mal näher an, sagte der Mann am Nebentisch. Wir auch, denke ich und buche eine Tagestour im Fjord. Wenn wir schon mal da sind … Am nächsten Tag erwache ich mitten im Laufschritt und höre undeutlich Babsis Stimme, die mir zuflüstert: “Renn schon mal vor und halte das Schiff auf!” Hmmm das Schiff aufhalten … Klingt ganz nach einer Mission nach dem Geschmack eines alten Freiheitskämpfers. Leider fehlt mir die nötige Verbissenheit und ein Praktikum bei Greenpeace. Ich beschließe also einfach die Frau am Schalter mit Hundeblick anzuschauen und zu feixen. Ähhhh meine Freundin ist mal wieder spät dran. Ha, gut das ich beim Rennen immer etwas schneller bin, sonst würde ich wahrscheinlich jetzt Ärger bekommen. Unfassbar das wir selbst in Neuseeland immer noch zu spät dran sind. Das ändern wir … spätestens wenn wir wieder zurück in Deutschland sind … also vielleicht.

Wir cruisen …

Es geht ins Fjord!

Es folgen ein paar Impressionen der kleinen Spritztour. Erst jetzt kann ich auch mit völliger Gewissheit sagen, dass es in dem Moment indem Bild Nr. Zwei aufgenommen wurde, nicht wirklich geregnet hat. Hat sich doch der Kapitän heimlich unter einen Wasserfall geschmuggelt. Das nächste Mal halte ich das Schiff nicht auf, ich übernehme es! Dann werde ich die Leute unter einem größeren Wasserfall parken!

Steile Wände

Der Autor unterm Wasserfall (das wollte ich schon immer mal schreiben)

Auf der Suche nach Delfinen findet man …

Links vom Boot

Über viele Biegungen gleitet unser Schiffchen bis hinaus in die offene See. Um die Zeit zu überbrücken, serviert man sich selbst Kaffee und Tee. Um mich auf meine spätere Rolle als Kapitän schon einmal vorzubereiten, übe ich neben dem typischen Gesichtsausdruck auch schon mal das gleichzeitige Trinken aus zwei Kaffeetassen. Bei den Sparmaßnahmen der modernen Seefahrt, bleibt einfach keine Zeit mehr zum Schlafen.

Wir cruisen immer noch

Meine zweite Liebe  … die See *hust*

Bald schon Kapitän?

Kapitänsein (aus der Ich-Perspektive)

Am Rande der Bucht hat das Fuhrunternehmen freundlicherweise einige Robben aufgestellt, um uns die Fahrt noch schöner zu machen. Leider sehen wir dieses Mal keine Delphine. Man kann ja nicht alles haben … und somit bleibt nur noch, sich einen weiteren Kaffee zu machen und die Rückfahrt anzutreten.

Mein zukünftiger Schiffsmaat

Robbie die Robbe

Ein Wasserfall Deja-Vu

Zum Glück hab ich mein Mützchen auf

Ohne Umschweife zurück … natürlich nicht. Ein kleiner Stopp am hiesigen Aquarium muss schon drin sein. Ein tief in das Wasser herab gelassenes Bauwerk, zeigt uns was unter der Oberfläche verborgen liegt. Die auf dem Salzwasser aufliegende 10 cm starke Süßwasserschicht, hält einen großen Teil des Lichtes ab und ermöglicht somit Kreaturen der Tiefe etwas weiter oben zu wohnen. Nur das sie dabei begafft werden würden, hätten sie sich wahrscheinlich nicht erträumt. Ein ganz besonderer Freund ist die schwarze Koralle. Wenn man sie nicht auf Anhieb entdeckt, macht das nichts. Immerhin ist sie weiß. Ein Rundgang später befinden wir uns wieder auf der Oberfläche und dürfen uns den Mitre Peak nocheinmal aus einer anderen Perspektive anschauen.

Das Aquarium vom Milford Sound

Der Milford Sound von unten

Die seltene schwarze Koralle die lieber weiß ist

Machs gut Mitre Peak!

Am Tag der Rückreise werden wir mit fröhlichem Getrommel im Morgengrauen geweckt. Ganz klar, Regen. Kein Wunder, dass man es Morgengrauen nennt. Zeit den Rückweg anzutreten. Immerhin wälzen sich schon beträchtlich viele Tourbusse der Straße entlang. Wir wälzen uns einfach dazwischen durch und stoppen am Chasm. Ein tief eingeschnittener Fluss, umgeben von dichtem Farnwald. Mittendrin wir und ein paar weitere regenfeste Rumtreiber.

Farnwald

The Chasm

… am rauschenden Bach

Eine Regenwolke schleicht sicht an

Auf unserem Weg zum Auto konnten wir diesen armen verstörten Wanderer ausfindig machen. Wer angaben zu seiner Person hat, behält diese lieber für sich.

Ein Männlein im Regen

Wir machen uns lieber schnell auf den Weg, bevor wir noch weitere Halunken wie diesen treffen. Und keine Minute zu spät. Nach wenigen Metern auf der Straße bemerken wir, dass im Moment ein Rekordversuch im Gange ist. Die Berge um uns herum bersten vor kleiner Wasserfälle, Rinnsale und Flüsschen. Schöne Sache liebes Fremdenverkehrsamt.

Auf dem Rückweg

Flüsschenrekord

Natürlich fragt man sich auf dem Weg nach oben, zurück zum Homer-Tunnel, ob sich Regen nicht manches Mal in Schnee verwandelt. Immerhin hat hier ein Jeder seine Schneeketten dabei und die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes.

Nicht für die Ewigkeit …

Wir verlassen den Tunnel und begegnen einer Flut Bremslichter. Die Leute haben panikartig überall auf und neben der Straße geparkt. Sie legen ihre Schneeketten an. 90 % Mietwagen garantieren ein ganz eigenes Schauspiel. Männergruppen, Frauengruppen und auch gemischte Teams machen sich ans Eingemachte. Die Schneeketten sind relativ schnell gefunden. Doch wie soll man diese anlegen. Steht leider nicht im Mietvertrag. Und so springt Papa aufgeregt ums Auto, während die Mama immer ein wenig vor bzw. zurück fährt. Kettenglieder fliegen, Reifen rutschen, ratlose Gesichter und Meinungsverschiedenheiten. Die Mädels im grünen Van vor uns, beschließen einfach die Sache auszusitzen. Würde ich ja auch machen, wenn es nicht gerade erst mit schneien angefangen hätte und kein Ende in Sicht ist. Und warum parken die gerade am Tunnel Aus- bzw. Eingang. Supi, ich muss irgendwie auf den Seitenstreifen. Kein Problem mit unseren in die Jahre gekommenen Sommerreifen. Der kleine gerupfte Kea am Straßenrand, scheint das Wetter aber auch nicht wirklich zu genießen.

Strubbel-Kea

Ich bin fast geneigt, in die Panik der anderen Autofahrer einzuschwingen, doch Babs hält mich davon ab. Nagut, dann mache ich das Nächstbeste. Aussteigen, Arme verschränken, besorgten Blick auflegen, Lage checken und ein Pläuschen mit dem Fahrer hinter mir führen. Herrlich. Männer im Schnee. Einer aus Thüringen, der andere aus Neuseeland. Die Achse der Verständigung. Wir philosophieren und kommen zu dem Schluss, dass wir warten sollten bis Familie A, die quer auf der Straße steht, weggefahren ist. Dann scheiden sich unsere Meinungen. Er sagt ohne Schneekette geht da nichts mehr, die Straße wird nicht gerade besser und ist recht steil. Ich wiederum sage, ich habe keine und muss ja schließlich runter. Wir schütteln Hände und ich setze den Baron im ersten Gang in Bewegung. Wir verstehen uns inzwischen blind und vertrauen einander. In Wirklichkeit habe ich mir natürlich fast in die Hose gemacht und musste immer wieder etwas Schokolade essen, um über die Runden zu kommen. Kaum bin ich losgefahren, folgen mir auch schon all jene, die ihre Schneeketten schon seit Stunden aufgezogen haben und warten das einer vor fährt. Wahrscheinlich folgen sie unserem roten Wagen aber auch nur, weil er rot ist. Zwei Schokoladen und einen Hosenwechsel später, erreichen wir das Ende der Abstiegspiste und kommen aus dem gröbsten heraus. Zurück nach Te Anau. Heißer Tee, eine Dusche und noch mehr Schokolade.

Geschafft, zurück nach Te Anau

Das machen wir mal wieder. In zwanzig bis dreißig Jahren. Da habe ich dann auch eine gute Versicherung und Schneeketten. Bestimmt.

Bis die Tage,

die Rumtreiber

April 5, 2009

Glenorchy, Tor zu(m) Paradise

Category: Frühlingsgefühle – Nils-&-Babs 10:00 am

Eines gleich zu Anfang. Glenorchy ist natürlich keine sündhaft teure Whiskymarke aus Schottland. Viele verwechseln dies und stehen dann benommen da, wenn sie erfahren, dass es ein sehr kleines Örtchen westlich von Queenstown ist. Noch schlimmer wird es, sobald klar ist, dass es statt Whisky hier Kaffee und Kuchen, oder eben ganz nach neuseeländischer Tradition, Bier gibt. Da hier gerade noch der Winter gegen den nahenden Frühling ankämpft, ist kaum etwas los. Es lebe die Nebensaison!. Die ersten Lämmchen tummeln sich auch hier schon fleißig herum, während die Natur immer noch ein wenig braun und schlapp vor sich hin schlummert.

Auf nach Glenorchy!

Schäfchen zählen

Da nicht wirklich viel los ist, erkunden wir am Abend nach unserer Ankunft erst einmal das Örtchen selbst. Immerhin lockt unser Zimmer nicht gerade. Wir haben ein Bett und eine Kommode, dass reicht ja auch. Den roten Baron können wir leider nur draußen lassen. Er passt einfach nicht mit ins Bett.

Einmal um Glenorchy

…vielleicht auch zweimal um Glenorchy

Am nächsten Morgen erwartet uns geradezu Traumwetter für diese Region und unsere Wandervorhaben der nächsten Tage. Regen. Da muss natürlich ein deftiges Frühstück her bevor man, eingehüllt in eintausend und eine Superfunktionsklamotte aus dem Outdoor-Geschäft unserer Wahl, loslegt. Bei der Zubereitung des benötigten Toastbrotes muss allerdings improvisiert werden. Zum Glück hatten wir damals die ein oder andere Folge MacGyver mit verfolgt, um für solche Fälle bestens gerüstet zu sein.

Handarbeit

Toast fertig … in nur 4 Minuten

Unser erstes Ziel für die nächsten Tage soll Paradise sein. Als wir den roten Baron besteigen beschleicht uns angesichts der Wolken über uns und dem Dauerregen ein Gefühl, als könnte das heute nur eine Wunschvorstellung bleiben. Wir werden es trotzdem probieren.

Auf in die Welt der Geröllstraßen

Über Flüsse, Stock und Stein

Ist der Weg anfangs noch geteert und gut ersichtlich, ändert er sein Wesen spätestens an der Abzweigung auf die kleine Schotterstraße die uns nach Paradise führen soll. Immer weicher wird der Untergrund und der Regen will kein Ende nehmen. Zu allem Überfluss hat die Grundschulklasse der örtlichen Kuhherde heute gerade Wandertag. Das ich auf dem schlammigen Untergrund nicht anhalten möchte interessiert die futternde Bande nicht. Also hupen wir uns so voran und unser kleines Glücksäffchen auf dem Armaturenbrett schaut ungläubig drein. Ein weiteres Highlight sind vor allem die Furten die wir hier und da überqueren müssen. Bei manchen lasse ich Babs aussteigen und schauen wie weit sie im Fluss versinkt bevor ich mich hindurch traue.

Kuhausflug

Der Baron geht baden

Die Bauern, die wir unterwegs treffen, können nur staunen dass hier tatsächlich jemand versucht, ohne Allradantrieb durchzukommen. Recht haben sie. Aber wo soll man denn hier bitte auch drehen, bei Kühen überall und einer einspurigen Schlammstraße, die zu allen Seite auf noch schlammigere Wiesen führt?! Furtüberquerung Nr. 4 fordert dann doch schließlich nach drastischeren Maßnahmen. Der Baron taucht gehörig unter, als wir mit „angemessener“ Geschwindigkeit hindurch preschen. Babs darf in den Regen hinaus, um sich zu erfrischen und mich auf der zwei Quadratmeter großen Fläche einzuweisen. Wir drehen um. Der Blick nach vorn zeigt uns Wald, mehr Schlamm, halbe Baumkronen auf der Straße und finstere Kühe. Was wollen die denn bitteschön im Wald?! Da mir meine schweißgebadeten Finger sowieso schon vom Lenkrad rutschen, wäre das Weiterfahren sowieso keine gute Idee.

Wir quälen den Roten also zurück und entkommen dem Schulausflug der Kühe. Wir werden zwangsweise einen anderen Platz zum Wandern suchen. Wir fliehen vor den größeren Wolken und stoßen schließlich auf einen der aber tausenden Wanderwege in Neuseeland. Ein kleines Schild am Straßenrand verkündet den Glacier Basin Track. Ein Blick in unsere Wanderbroschüre verrät einen Weg der Stufe „medium to hard“ mit „vorhandenen Markierungen“. Mehr braucht es dieser Tage nicht uns hinaus in den Regen zu treiben. Die ersten Meter führen über die Ländereien eines Bauern. Das ging schon mal ganz gut.

Zwei suchen den Weg

…der Weg am Fluss vorbei

Schwieriger wird die Flussüberquerung, die nötig ist, um den Track überhaupt zu beginnen. Auf Fotos haben wir gesehen, wie das ein richtiger Neuseeländer so macht. Einfach durch. Nasse Schuhe halten hier niemanden ab. Allerdings führt der Fluss, dank des Regens, Hochwasser. Immer noch kein Grund, nicht bis zur Hüfte eingetaucht hindurchzuwaten. Aber wir sind ja noch softe Wanderneulinge. Da suchen wir schlauerweise einen Weg drumherum. Na klar, wird da so manch einer sagen. Wie will man denn um einen Fluss „herum“ gehen? Stimmt. Das geht schlecht. Und so kostet uns das erste „Riesenstück“ dieses Weges eine ganze Stunde, bis wir eine geeignete Stelle finden, an der wir uns mittels Weidezaun über den Fluss schwingen können. Nachdem das also geschafft ist, steht dem weiteren Aufstieg durch den dichten Wald nichts mehr im Wege. Nass sind wir ja inzwischen schon. Da stören die vielen Nässe verbreitenden Farne am Boden auch nicht mehr.

Ein Männlein steht …

… im Walde

In unserer Vorstellung hat der Weg inzwischen den Härtegrad „hard“ eingenommen und wir staunen, als wir doch noch den „Ausgang“ des Waldes erreichen. Von da aus sollte der, über der Wachstumsgrenze gelegene Gletscher schon fast sichtbar sein. Aber eben nur fast, denn wir erinnern uns ja, dass wir uns mitten im herrlichsten Regenwetter herumtreiben. Wolken und Nebel erwarten denjenigen der weiter läuft. Wer immer das an diesem Tag auch sein mag, wir wünschen ihm Glück. Wir werden umdrehen und uns an unserem Allzwecktoaster im Zimmer aufwärmen. Eine letzte Großwildjägergeste musste ich natürlich noch aufbringen. Dann kann ich mich mit 60 bei einem gemütlichen Blick durchs Fotoalbum noch einmal daran erinnern und denken: „Da war ich noch jung und ein alter Poser … ähh Haudegen“.

Unbekannter Berg 2008 … wir waren oben

Der Blick auf den Gletscher … im Nebel

Ein neuer Tag, selbes Zimmer und Weißbrot vom Reservetoaster. Heute wollen wir eine Tagesetappe auf dem allseits beliebten Routeburn Track laufen. Ob dieser danach bei uns auch allseits beliebt ist?! Im Nieselregen geht es über die ersten Seilbrücken des Weges, vorbei an schneebedeckten Bergen und vielen, vielen Flüssen.

Ein Fluss kommt selten allein

Fluss Nr. 2

Der Weg ist quasi für den Tourismus erschlossen und bietet damit kaum die Gelegenheit verloren zu gehen. Meist folgt man einfach dem mit Brettern getäfeltem Weg.

Immer auf dem Holzweg …

Eigentlich hätten wir diesen Weg gern in seiner vollen Länge und in mehreren Tagen gewandert, doch ein Gespräch mit den örtlichen Wanderwegsfachberatern vom DOC lässt uns auf die Schulausflugsversion zurück greifen. Es besteht akute Lawinengefahr und wir bräuchten eine Notfallausrüstung, Funkgerät und jahrelange Berg/Wandererfahrung … das Alles haben wir natürlich. Aber leider gibt es auf den Hütten um diese Jahreszeit kein Klopapier. Wir müssen kapitulieren, da der Supermarkt bereits geschlossen hat.

Gletscherwasser

Klar, Blau, Kalt

Guter Dinge und ohne Klopapier kommen wir an Hütte Nr. Zwei an. Verbittert stellen wir fest, dass andere Wandersleute ihr Papier hier gelassen haben. Wir hätten die Mehrtagestour also geschafft. So müssen wir in wesentlich leichteren Bedingungen, zur Sommerzeit und auf einer anderen Reise noch einmal zurück kommen.

Am Fuße der Berge

Eine Hütte für Wandersleute

Ein Nebelgebirge

Wir machen uns auf den Rückweg und philosophieren über Sauerkraut und Bratwurst. Warum reden wir eigentlich jedesmal, wenn wir nur Müsliriegel und Trockenobst dabei haben, über unsere jeweiligen Lieblingsessen aus der Heimat. Notiz an uns: Aufhören mit der Nahrungsmittelfolter während ausgedehnten Spaziergängen.

Es klappert die Mühle …

In den nächsten Tagen will uns Thomas, unser Freund und Eimerjunge (die liebevolle Bezeichnung seines Jobs auf dem Weinberg) aus Dunedin besuchen. Dort schuftet er gerade im Mc Donalds und ist froh über ein freies Wochenende bei Kaffee und Kuchen. Genau, denn das beides gibt es hier in Glenorchy ja in rauen Mengen.

Wir beschließen, als waschechte Ortskundige, ihm die Schönheiten der Region zu zeigen. Leider sind das nicht die ortsansässigen Frauen, sondern die Wiesen und Berge. Als alter Hase im Bereich Natur und Flusserkundungen, kann ich ihm dabei die ein oder andere überraschende Sache zeigen, wie z.B. den seltenen neuseeländischen mausgrauen Wasserkäfer.

Sieh an! Ein mausgrauer Wasserkäfer!

Zäune … auch über Flüsse

So vergehen die Minuten und Stunden des Schlenderns, immer unter den wachsamen Augen der lokalen Bevölkerung, erkennbar an der schwarz-weißen Färbung.

Babs zeigt den Weg

Immer voran unter prüfenden Blicken

Nach solch horrender Anstrengung tut der waschechte Franzose was er muss, rauchen. Bon Appetit mein Freund!

O la la

Zurück im Örtchen gibt es, wie sollte es auch anders sein, Kaffee und Kuchen. In meinem Fall Kuchen, Fudge und Brownies. Wenn schon denn schon. Wir „indulgen“ wie wir es auf Denglisch nennen und machen uns bereit für die nächste sportliche Herausforderung: Golf.

Wie bei Muttern

Indulgen

Deutscher: mampft Franzose: genießt

In Deutschland und auch andernorts wahrscheinlich eher ein Sport der gutbetuchten und Poloshirt-Träger (gern mit kleinem Krokodil oder ähnlichem Logo) ist Golf in Neuseeland allgegenwärtig. Jedes Dorf, jede Siedlung und jedes noch so abgelegene Fleckchen Erde hat in Neuseeland einen Golfplatz. Da stört es nicht, keine Zähne mehr zu haben, kein kleines Krokodil-Logo-Shirt oder überhaupt etwas zum anziehen. Wahrscheinlich könnte man nackt spielen. Für 5 bis 10 Dollar ist man dabei, im elitären Kreis der Golfer. Thomas ist alter Semi-Profi mit dreimaliger Golferfahrung. Darum zeigt er uns die ersten Schritte auf dem Grün. Blamieren können wir uns zum Glück nicht, denn es ist niemand weiteres da. Würde man mich nach meinem Handicap fragen, müsste die Antwort sowieso „Golf“ lauten. Mein Handicap ist Golf an sich.

Wir schlagen uns durch

Das neuner Holz bitte …

Und so fliegen schließlich die Rasenfetzen, Schläger und Arme in wildem Wechsel. Ich entpuppe mich als gekonnter Schütze für Teiche und Senken weit ab von jedem Loch, während Babs in der kurzen Distanz zuschlägt. Kein Plätzchen das nicht von ihren kräftigen, eleganten aber dennoch ungezielten Schlägen spricht. Aber schließlich will man ja etwas von seinem Golfabenteuer haben und so stört es nicht, wenn statt der „normalen“ Anzahl von Schlägen, bei uns beiden jeder Meter erkämpft wird. Also irgendwie hatte ich mir das leichter vorgestellt. Respekt Tiger Woods, wir müssen unser erstes Treffen wohl doch noch ein wenig verschieben.

Ähhhh … fast

So verlassen nur (Semi-)Profis den Platz

Schließlich wird es dunkel und wir müssen uns für heute zufrieden geben. Zeit auch Glenorchy den Rücken zu zukehren und erst einmal wieder Richtung Queenstown zu fahren. Unser nächstes Ziel wird über kurz oder lang der Milford Sound sein. Thomas werden wir in Neuseeland nicht wieder sehen. Er wird bald in die USA fliegen, um dort mit seiner neu gefundenen Liebe durch ihre Heimatland zu fahren. Um die Tränen in unseren Gesichtern auszublenden, verabschieden wir uns mit verdunkelten Gesichtern vor der Kulisse zwischen Queenstown und Glenorchy. Bye bye Alpenwelt, bye bye Thomas. Das nächste Mal treffen wir uns in Europa! Dann kann auch unsere Band Duo-E-Uno eine Comeback feiern!

Salut!

Bye Bye Glenorchy!

…bis zur nächsten Episode aus dem Leben einer Rumtreiberbande!

Á la prochaine. Adieu!