Die Rumtreiber – Am anderen Ende der Welt


Juni 29, 2008

Unverhofft kommt … manchmal

Category: Die Südalpen – Nils-&-Babs 12:13 pm

Manchmal gibt es Tage, die laufen ganz anders ab als geplant und man muss sagen, das ist auch gut so. Eigentlich wollten wir vom Lake Pearson aus einfach mal in Richtung Landesmitte fahren. Unterwegs hier und da mal anhalten und schließlich in Methven ankommen. Gesagt getan. Unser rollendes Zuhause brachte uns entland der Südalpen bis hin zu unserem nächster Stop, nur wenige Kilometer vom Lake Pearson entfernt.

Entlang der Alpen

Ein kleiner Parkplatz mit einigen Autos hat unseren Blick angezogen. Vielleicht gibt es dort ja eine schöne Aussicht für ein paar Bilder?! Oder besser noch, was zu essen aus der Gulaschkanone! Bei der Ankunft stellen wir fest, dass es keine Gulaschkanone gibt 🙁 Stattdessen lesen wir ein Schild. „Cave Stream Reserve“ steht darauf geschrieben. Weiter kommen wir auch nicht mit lesen, denn hinter uns fragt ein waschechter Sting-Verschnitt, ob wir ne Taschenlampe bräuchten. Anscheinend sind wir auf einem Basar gelandet … Nein Nein, ob wir da wären um die Höhlen zu besuchen will er wissen. Von einer Höhle wissen wir nix, wir hatten ja Gulasch erwartet. Er sagt uns die Höhle wäre das Highlight der Region. Er hätte noch ein paar Lampen, wenn wir welche bräuchten, um sie uns anzusehen. Er würde sogar mit uns zusammen in die Höhlen gehen, wenn wir Lust haben. Wem kommt da nicht der alter Lehrsatz aus der Kindheit wieder in den Sinn: Gehe nie mit Fremden mit in unbekannte Höhlen, die kein Gulasch anbieten, dafür aber ne olle Taschenlampe dabei haben! Allerdings heißt es ja auch, wer nicht probiert der verpasst vielleicht was totaaaaaaal Abgefahrenes.

Wir zweifeln dennoch. Erstens wollten wir in Neuseeland keine unterirdischen Höhlen angucken (wir sind olle Schisser) und Zweitens kennen wir ja den Typen auch nicht. Immerhin, er ist super nett und zieht sich während wir reden ersteinmal aus, um dann in einen Neoprenanzug zu steigen. Gar nicht so einfach, er schafft es nur ihn bis zum Bauch hochzuziehen. Wir fragen, ob es denn gefährlich ist und sagen ihm das wir olle Schisser sind. Er sagt, er habe das schon hundert mal gemacht, sogar mit seinem 6 jährigen Sohn und seiner 70 Jahre alten Mutter. Das Ganze dauert auch nur 45 Minuten. Aber schließlich sage ich ja auch immer ich bin in 5 Minuten da, um genau dann erst loszufahren.

Was solls, wenn die Mutter es auch geschafft hat … allerdings hat mich auch schon mal ne Oma am Berg im Tongario National Park abgehängt. Ob wir noch was brauchen wollen wir wissen. Am besten alte Schuhe die naß werden können und außerdem kurze, schnell trocknende Hosen und T-Shirts tragen. Die Höhle ist eigentlich ein unterirdischer Fluß und wir würden vielleicht etwas naß werden. Etwas naß … hmmmm … wir beginnen uns zu fragen warum er eigentlich einen Neopren-Taucheranzug trägt. Er sagt, er wäre schon zu alt um ohne so etwas los zu gehen … naja und immerhin hat er es ja wie gesagt, nur bis zum Bauch geschafft.

Wir treffen außerdem auf Daniela und Nina aus good old Germany. Sie haben „Sting“ auch eben erst getroffen und kommen auch mit. Supi, na dann los.

Auf zum Eingang!

Gleich der Eingang verspricht eine fröhliche Wanderung. Wasser bis zur Brust. Gut das wir die blöde Tasche gefüllt mit unseren Wertsachen dabei haben, die ich ab jetzt um den Hals trage. Vor dem Höhleneingang wartet ein Pärchen. Die zwei wollen nicht hinein. Kann man verstehen, denn den Eingang sieht man in Mitten des Flusses kaum. Unser Gefolgsmann sagt das wäre die höchste Stelle, kein Grund zum Zweifeln und schwubbs, weg ist er. Das Wasser ist kühl und der Tag noch Jung, also gehen wir rein.

Ahhhh eine Höhle

Nils, bezwinger der Höhlen

Bis heute hatten wir uns außerdem geschworen, keine Kopflampen zu tragen. Zwar sind die praktisch, aber wenn man in dem Einen oder Anderen Backpacker-Hostel gesehen hat, wie manche Leute mit diesen Lampfen verwachsen zu sein scheinen, denkt man „So will ich nicht enden!“. Warum sollte man auch im voll beleuteten Raum voller wild mampfender Reiselustiger eine Lampe auf dem Kopf tragen, als ob man gleich Schicht hat und zu den Kumpels unterm Berg hinab steigt?! Es geht um Ecken und über Felsen, immer mitten durchs Wasser. Ohne Lampen herrscht völlige Dunkelheit hier unten, aber wie gesagt, praktisch sind sie ja. Wir freuen uns also dass wir sie dabei haben und uns eh keiner sieht, ein Gesichtspunkt den wir mit der Darstellung der Bilder hier im Netz wieder locker ausgehebelt haben. Die Decke funkelt, als ob sie mit Kristallen übersät sind, dabei ist es „nur“ kondensiertes Wasser. „Sting“ erklärt uns, dass er plant ne Tour für die Höhle anzubieten und wir quasi eine Testgruppe sind. Vielleicht macht er es aber auch nicht. Er ist eher so einer von der Easy-Going Truppe.

Babs, die Höhlenerkunderin

Endlich, fließend Wasser.

Alle erkunden die Höhle, als ob wir die ersten Menschen wären die sie entdeckt haben. Doch hinter uns hören wir Stimmen. Auch andere Verrückte hat es also hier herunter verschlagen. Ich plane zusammen mit unserem neuen Freund, im Dunkel zu warten und die Bande zu erschrecken. Die bewegen sich nun aber wirklich wie die ersten Menschen hier entlang (den Geräuschen nach zu urteilen) und ich fühle mich wie auf dem Planet der Affen. Wir gehen dann eben mal fix weiter … Zum Schluss gabs noch eine kurze Kletterpartie und wir waren wieder draußen.

Lich am Ende des Tunnels

Mit den zwei Mädels schnacken wir erstmal ne Runde und beschließen ein Stück weiter zu fahren, um zu klettern. Warum nicht, wo wir doch so passionierte Kletterfreunde sind ähmmm … Nächstes Ziel: Kura Tawhiti (Castle Rock). Felsen in der Wildniss. Is dat nech schööööööön.

Castle Rock

Castle Rock 2

Irgendwie haben wir es dann auch geschafft, den Rest des Tages hier zu verbringen. Die Zeit verfliegt mal wieder. Klettern mit Schafen als Zuschauern und ein Klo gabs auch. Wenn das mal nix ist.

Ein Plumsklo in der Wildniss

Felsen, Felsen

Zum schlafen sind wir schließlich noch einmal zurück zu unseren Enten an den Lake Peason gefahren. Man muss ja nicht jeden Tag weit kommen 😉 Und die zwei haben sich bestimmt auch riesig gefreut das wir wieder da waren. Wahre Entenliebe kennt keine Grenzen.

…und noch mehr Felsen

Schön wars …

Wir sammeln ein wenig Holz für ein weiteres Lagerfeuer. Nix aufzutreiben. Doch dann findet Nina doch irgendwie ne ganze Holzpalette im Busch. Supi. Also doch Lagerfeuer. Zu uns gesellt sich Gabi. Gabi ist mit einem Bekannten unterwegs der in etwa so aufregend ist wie eine Bananenschale. Wir reden über ihren Frust mit dem Bananenbekannten und die üblichen Sachen. Schicksal und Glück, Gott und die Welt und über sämtliche Verschwörungstheorien des Universums. Gabi kennt sie alle. Es wird Morgen und wir trotten ins Bett. Wir denken auch den Rest der Camper, um uns herum, mit etwas Unterhaltung während der Nacht erfreut zu haben und schlafen ein. Ein unverhoffter Tagesablauf, so wie man ihn sich eben wünscht.

Juni 28, 2008

Mach dich nicht nass! Auf zum Arthurs Pass.

Category: Die Südalpen – Nils-&-Babs 11:10 am

Rumtreiber Logbuch, 28. Juni 2008, Nachtrag

Der Regen prasselt an unser Fenster. Vielleicht ist es auch Schneeregen. Das bedeutet wir konnten heute keine Runde im Freien drehen. Außerdem haben wir ein Possum auf dem Dach, was sich langsam zu uns durch knabbern tut, so wie es sich anhört. Deswegen möchte ich mich zurück erinnern an jene Tage im März, als die neuseeländische Welt noch wärmer und noch kein Possum auf dem Dach war.

10.03.2008
Wir düsen im roten Baron vom Meer in Richtung Südalpen. Das Rückgrad der Südinsel von Neuseeland. Erster Zwischenstopp: Lake Kaniere oder zu Deutsch, der See Kaniere. Ich habe vergeblich versucht den einzigen Süßwasserfisch Neuseelands zu erbeuten. Eine Forelle (engl. „Trout“, muss man mit breiten Mund sprechen um neuseeländisch zu klingen, etwa wie „Trrraaaaoooouut“)

Ich versuchte mich heimlich an den Fisch zu pirschen und ihn mit meinem Salzwasser Equipment zu fangen. Fehlanzeige. Lediglich hinter meinem kleinen neon farbenen Plastikfisch sind die Brüder hinterher geschwommen. War bestimmt ein tierischer Spaß unten im See. Vielleicht lag es auch daran das ich immer mit der Angel in der Hand am Ufer hin und her gerannt bin um den ganzen Insekten zu entkommen. Man weiß es nicht.

Am nächsten Morgen dann die ersten Annäherungen an die wilde Tierwelt am See. Es dauerte auch nicht lange, da ließen sie uns gefährlich nahe an sie heran kommen.

Nils, der neue Sielmann?

Lake Kaniere

Anschließend gab es ein raubtiersicheres Frühstück im inneren des Barons.

Breakfast ohne Enten

12.03.2008
Die Vorräte gehen zuneige und wir wagen den beschwerlichen Aufstieg zum Arthurs Pass. Eine uralte Pilgerstraße der Beduinen, zu Beginn des letzten Jahrhunderts wiederentdeckt, ausgegraben und auf modern getrimmt. Nagut nagut, natürlich haben die Neuseeländer diese Straße gebaut und Beduinen benutzen sie höchstens mit dem Auto.

Der Pass vom Arthur …

… noch mehr davon

Ich erinnere mich noch genau daran, wir fuhren im zweiten Gang und gutem Motorensound nach oben, freundlich grüßten die Autofahrer und LKWs hinter uns mit der Hupe. Im Tal angekommen führte die Straße wiedereinmal entlang der unendlichen Weiten Neuseelands.

Hinter dem Pass

Entlang der Südalpen

Unser Radio spielte einen wahren Klassiker. „Bakerman“ von Laid Back. Wir rocken ausgelassen und lassen die Landschaft vorbei fliegen. Das Lied auf den Lippen. Ich kann ihn fast spüren, den Nachtzug und ich rieche das frisch gebackene Brot vom Backerman. We slow down and take it easy.

Große Berge, kleine Wolken

13.03.2008
Unsere erste Nach am Lake Pearson. Mit einem Wort beschrieben: kalt. Ja, die Alpen heißen nicht umsonst so wie die in Europa. Genau so schön aber eben auch mal etwas kühler als der Rest des Landes. Zum Glück haben wir als alte Pfadfinder ein ordentliches Lagerfeuer in Gang bekommen.

Lagerfeuer-Romantik

Lake Pearson

Und endlich gab es Forelle. Nicht selber gefangen aber trotzdem frisch. Wir trafen ein paar nette Leute aus den USA. Alle schon über die fünfzig und stark bewandert im Leben in der Wildnis. Das brachte neben dem Fisch auch nen netten Abend mit vielen Geschichten. Am nächsten Morgen dann Frühstück mit selber erlegten Bären, oder vielmehr Brombeeren. Und siehe da, ich konnte meine ersten Gehversuche auf dem Weg zum Tierzähmer machen. Eine unser zwei Paradiesenten wollte mir nicht mehr vom Fuß weichen. Drei Nächte haben wir dort verbracht und immer haben die Zwei vor unserem Van geschlafen. Wie kann man seinem Jugendidol Heinz Sielmann näher kommen als so?

Nils + Ente

Brombeeren zum Fruehstueck

Nachtrag Ende. Auf zum Kartoffelsalat mit Fischstäbchen. Die Rumtreiber.

Juni 24, 2008

West Coast die Welt?

Category: West Coast Baby – Nils-&-Babs 10:33 am

Aus dem dunklen Schwarzwald und rein ins West Coast Vergnügen! Nach ein paar Tagen Überlandfahrt gings erstmal wieder ans Meer. Für den Einen Zeit zum Strecken, für die Andere Zeit zur Freude.

Erster Versuch Delphine zum Umarmen anzulocken

Ja ja, das Meer

Der Weg in den Süden führt direkt am Meer entlang. Manchmal nur wenige Meter von der Straße entfernt. Unterwegs trifft man auf zerklüftete Landschaften und wunderbare Panoramen, dafür weniger auf Leute. Und wiedereinmal beeindrucken uns die Wolken. Der Himmel über Neuseeland ist einfach unübertroffen. Wahrscheinlich wird es nicht umsonst das Land der langen weißen Wolke genannt.

Highway am West Coast

Wenn man entlang des Weges auch ab und an einmal anhält, dann trifft man vielleicht auf den einen oder anderen Küstenbewohner. In unserem Fall waren das Hühner. Mitten im Nirgendwo. Und da es exibitionistische Hühner waren haben sie sich ohne Widerrede fotografieren lassen. Genauso wie die fachgerecht geparkte ominöse schwarze Limousine. Ob die FAMILIE auch hier in Neuseeland eine Zweigstelle hat???

Fotogene Hühner

Geparkt und nie wieder gefunden

Natürlich soll euch der Ausblick auf die schroffe Küste nicht vorenthalten bleiben. Deswegen gibts heut mal ein Bild von oben und von unten. Zum rechten Bild fällt mir das berühmte Buch wieder ein: Der alte Nils und das Meer. Immerhin habe ich ja schon nen riesigen Fisch hier in gefangen. Da ist es ganz klar das mein Herz immer zur See schaut …

Die Westküste von oben

Der alte Nils und das Meer

Da ich ja immer für ein paar Süßigkeiten zu haben bin, dachten wir uns, wir schauen mal bei den Pancakes nahe Punakaiki vorbei. Zu meiner Enttäuschung waren das keine lecker Pfannekuchen sondern große Steinsäulen. Was solls, wenn wir schon mal da sind …

Pancake Rocks and Blowholes bei Punakaiki

In Punakaiki haben wir dann auch gleich noch eine unvergessene Nacht verbracht. Es gab Regen. Und immer wenn es regnet dann freut man sich im inneren seines Vans. Man hört die Tropfen auf dem Dach und verkrümelt sich gemütlich unter seiner Decke. Alles schön im Trockenen. Nicht so in dieser Nacht. Da entschloss sich die Gummidichtung der hinteren Fenster dazu, in den Ruhestand zu wechseln. Das brachte uns nasse Füße und eine tropfende Decke. Da der Himmel für die nächsten Tage nichtgerade von Sonne sprach, hieß es am Morgen: Shopping nach Dichtungszeugs in Greymouth. Mit dem Wörterbuch unter dem Arm wurde im Baumarkt unserer Wahl erstmal eine wasserabweisende Masse gekauft. Ab zum nächsten Parkplatz. Nach einem kurzen Moment der Überlegung, ob ich probieren sollte mir selbst die Lippen mit Silikon aufzubessern gings los. Wenn ich mir meine Haars auf den Bildern so anschaue, dann sehe ich mir die schlechte Nacht zuvor noch sehr gut an.

Es lebe das Silikon!

Echte Handarbeit

Glücklicherweise gab es an diesem Abend dann doch noch einen schönen Sonnenuntergang, ohne nächtlichen Regnenguss, am Strand von Hokitika.

Sonnenuntergang bei Hokitika