Pünktlich zur Herbst- / Wintersaison in Deutschland wollen wir uns heute solidarisch zeigen und einmal ein paar Bilder vom Winteranfang aus Neuseeland im Mai diesen Jahres präsentieren.
Vom Doubtful Sound aus führte die Straße uns direkt nach Te Anau. Wenn ich hier natürlich einem Neuseeländer sagen will, dass ich da jetzt hin fahren will, dann wird er mich einmal wieder nicht verstehen. In meiner deutschen Leichtigkeit würde ich die ganze Zeit quasi von „TEE AnAU“ reden während er sich fragt wo das wohl ist und ob es da womöglich schön sei. Damit ich das also nicht nochmal falsch ausspreche sei hier kurz erwähnt, wir fahren nach: „tie AAAAAHHnau“
In Te Anau angekommen gönnen wir uns gleich eine Vorstellung des Films „Ata Whenua – Shadowland“ im eigens dafür erbauten Kino. In schwäbischer Sparfuchsmanier nutzen wir dafür natürlich die uneigennützig vom Betreiber unserer letzten Bootstour zu Verfügung gestellten Preisnachlasscoupons. Der Film ist wirklich nett anzuschauen und wir überlegen uns, dass wir unbedingt einen Helikopter nebst Führerschein anschaffen sollten, um auch einmal stilvoll über das Fjordland zu fliegen.
Zurück in der Realität merken wir schnell, wie übersichtlich andere Sehenswürdigkeiten in Te Anau gestreut sind. Um sich ein Bild davon zu machen, sieht man auf den folgenden Bildern einmal den See an dem die Stadt gelegen ist, sowie die meiner Meinung nach größte Sehenswürdigkeit. Eine Riesenforelle an der man sich für nur zwei Dollar fotografieren lassen kann. Wir hatten leider gerade kein Kleingeld, weswegen wir leider improvisieren mussten.
Eine kleine Spritztour zum örtlichen Department Of Conservation (DOC) Büro soll Klarheit über eventuelle Wanderungen in der Umgebung bringen. Schnell merken wir das man DOC in Te Anau auf keinen Fall mit „Department of Conversation“ verwechseln sollte. Wir interessieren uns für eine Mehrtageswanderung. Den Kepler Track oder den Milford Sound Track. Da gerade die Nebensaison begonnen hat sollte sich das als schwierig erweisen. Hütten werden nicht mehr mit Gas und Co. versorgt und Wanderer im Bezug auf ihre Wandererfahrungen interviewt. Die nette Dame am Schalter könnte in ihrem vorigen Leben ein Wachhund gewesen sein. Vielleicht ein Schnautzer. Jedenfalls das Schnautzen hat sie nicht verlernt. Fragen ob in den nächsten Tagen mit viel Regen zu rechnen ist werden mit: „Wir sind hier im Regenwald, also nehme ich an das es hier immer VIEL regnet“ beantwortet. Auch tritt mit der Nebensaison augenblicklich der Winter vollkommen ein. Ein besser koordiniertes Management ist mir nicht bekannt.
Wir beschließen das Ganze zu verschieben. Der Frühling ist vielleicht zum Wandern auch nicht allzu schlecht. Nach einer Nacht auf dem Campingplatz geht es morgens weiter. Wir freuen uns auf die Weiterfahrt, denn das Örtchen scheint bereits in den Winterschlaf gefallen zu sein. Nächster Halt, Mavora Lakes. Die Mavora Lakes bestehen mehr oder weniger aus zwei Seen die „bequem“ über eine ca. 35 km lange, unasphaltierte Straße erreicht werden kann. Das heutige Highlight nach ungefähr der Hälfte des Weges: Schnee.
Was solls, wenn man schon mal da ist kann man ja auch genau so gut einen Tee genießen. Klar, bei gefühlter Windstärke 12, Schnee im Nacken und keiner Menschenseele weit und breit kommt da vielleicht bei so manchem Missmut auf. Aber wer will schon den ganzen Weg wegen 3 cm Schnee wieder zurück fahren … es hilft nix, die Thermounterwäsche muss ausgepackt werden. Immerhin wechseln sich Schneeschauer und Nebel mit klaren Perioden ab und wir sehen ab und zu wie es hier so aussieht.
Wir beschließen uns eine kleine Stelle für die Nacht zu suchen und die Gegend ein wenig zu erkunden. Und schon sind wir beim zweiten Highlight unserer kleinen Ausfahrt. Der rote Baron hat sich ’nen Schnupfen eingefangen. Anders ist es nicht zu erklären das er nicht mehr so recht anspringen mag. Ein Duzend Versuche später läuft er wieder. Allerdings eher wie ein Traktor. Wir überlegen eine Weile und entschließen uns trotzdem ein geeignetes Plätzchen zu suchen. Wir parken neben ein paar netten Bäumen und einer selbst gebauten Schaukel. Bevor mir wieder Fragen kommen eins vorweg: Natürlich war ich mir nicht zu Schade diese gleich auszuprobieren. Man muss sich immer wieder beweisen das man es noch kann … Naja, soviel dazu. Folgende Bilder enthalten endlich den Beweis für alle zu Hause gebliebenen. Wie viele von euch richtig vermuteten, fallen Schneeflocken auf der Südhalbkugel von unten nach oben. Bravo.
Das Abendbrot gestaltet sich an diesem Abend schwieriger als vermutet. Nudeln mit Tomatensoße dauern fast zwei Stunden. Wie sollte man auch ahnen das unser 4000 Watt starker, einflammiger Gaskocher in der Kälte schlapp macht. Kurz nach Kochbeginn nehme ich den Dauerposten an der Minigasflasche in Haarspraygröße ein. Ich „puste“ warme Luft und hoffe auf das Beste. Babs betreibt Recycling mit dem Nudelwasser und füllt es in eine unserer Wärmflaschen. Den treuen Begleitern jedes waschechten Outdoor-Freaks.
Die Nacht war kühl mit leichtem Frost am ganzen Körper. Wir brechen mir Eiszapfen aus dem Bart und kochen uns einen Kaffee daraus. Der Kocher ist leider immer noch nicht bereit schneller zu kochen.
Nach dem Frühstück beschließen wir das einzig Richtige zu tun: Wir bauen einen Schneemann.
Wir opfern eine Möhre und machen uns auf den Weiterweg. Das heißt Babs und ich machen uns geistig auf den Weiterweg. Der Rote Baron bleibt stehen. Der Schnupfen war wohl zu heftig. Er rührt sich nicht. Eine halbe Stunde wird alles probiert was der Hobbymechaniker aufzubieten hat. Nichts. Zum Glück fährt just in diesem Moment ein Jeep der einzigen Straße hier entlang. Eine Familie auf Picknick Suche. Das müssen wir ihnen leider teilweise ausreden. Nach einigen erfolglosen Versuchen den Van durch „anziehen“ zu starten beschließt dieser in Form von Fehlzündungen wild um sich zu schießen.
Das Ende vom Lied ist die Rückfahrt nach Te Anau. Wunderbar. Es ist Samstag und die Werkstatt ist zu. Wir suchen uns ein überschaubare Unterkunft und freuen uns auf weitere zwei Tage in der Partyhauptstadt des Süd-Westens…
Bis die Tage,
die Rumtreiber