Die Rumtreiber – Am anderen Ende der Welt


Oktober 26, 2008

Von dicken Fischen und ’nem Van am Haken

Category: Southland – Nils-&-Babs 11:16 am

Pünktlich zur Herbst- / Wintersaison in Deutschland wollen wir uns heute solidarisch zeigen und einmal ein paar Bilder vom Winteranfang aus Neuseeland im Mai diesen Jahres präsentieren.

Vom Doubtful Sound aus führte die Straße uns direkt nach Te Anau. Wenn ich hier natürlich einem Neuseeländer sagen will, dass ich da jetzt hin fahren will, dann wird er mich einmal wieder nicht verstehen. In meiner deutschen Leichtigkeit würde ich die ganze Zeit quasi von „TEE AnAU“ reden während er sich fragt wo das wohl ist und ob es da womöglich schön sei. Damit ich das also nicht nochmal falsch ausspreche sei hier kurz erwähnt, wir fahren nach: „tie AAAAAHHnau“

In Te Anau angekommen gönnen wir uns gleich eine Vorstellung des Films „Ata Whenua – Shadowland“ im eigens dafür erbauten Kino. In schwäbischer Sparfuchsmanier nutzen wir dafür natürlich die uneigennützig vom Betreiber unserer letzten Bootstour zu Verfügung gestellten Preisnachlasscoupons. Der Film ist wirklich nett anzuschauen und wir überlegen uns, dass wir unbedingt einen Helikopter nebst Führerschein anschaffen sollten, um auch einmal stilvoll über das Fjordland zu fliegen.

Zurück in der Realität merken wir schnell, wie übersichtlich andere Sehenswürdigkeiten in Te Anau gestreut sind. Um sich ein Bild davon zu machen, sieht man auf den folgenden Bildern einmal den See an dem die Stadt gelegen ist, sowie die meiner Meinung nach größte Sehenswürdigkeit. Eine Riesenforelle an der man sich für nur zwei Dollar fotografieren lassen kann. Wir hatten leider gerade kein Kleingeld, weswegen wir leider improvisieren mussten.

Lake Te Anau

Mein grösster Fang

Eine kleine Spritztour zum örtlichen Department Of Conservation (DOC) Büro soll Klarheit über eventuelle Wanderungen in der Umgebung bringen. Schnell merken wir das man DOC in Te Anau auf keinen Fall mit „Department of Conversation“ verwechseln sollte. Wir interessieren uns für eine Mehrtageswanderung. Den Kepler Track oder den Milford Sound Track. Da gerade die Nebensaison begonnen hat sollte sich das als schwierig erweisen. Hütten werden nicht mehr mit Gas und Co. versorgt und Wanderer im Bezug auf ihre Wandererfahrungen interviewt. Die nette Dame am Schalter könnte in ihrem vorigen Leben ein Wachhund gewesen sein. Vielleicht ein Schnautzer. Jedenfalls das Schnautzen hat sie nicht verlernt. Fragen ob in den nächsten Tagen mit viel Regen zu rechnen ist werden mit: „Wir sind hier im Regenwald, also nehme ich an das es hier immer VIEL regnet“ beantwortet. Auch tritt mit der Nebensaison augenblicklich der Winter vollkommen ein. Ein besser koordiniertes Management ist mir nicht bekannt.

Wir beschließen das Ganze zu verschieben. Der Frühling ist vielleicht zum Wandern auch nicht allzu schlecht. Nach einer Nacht auf dem Campingplatz geht es morgens weiter. Wir freuen uns auf die Weiterfahrt, denn das Örtchen scheint bereits in den Winterschlaf gefallen zu sein. Nächster Halt, Mavora Lakes. Die Mavora Lakes bestehen mehr oder weniger aus zwei Seen die „bequem“ über eine ca. 35 km lange, unasphaltierte Straße erreicht werden kann. Das heutige Highlight nach ungefähr der Hälfte des Weges: Schnee.

Was solls, wenn man schon mal da ist kann man ja auch genau so gut einen Tee genießen. Klar, bei gefühlter Windstärke 12, Schnee im Nacken und keiner Menschenseele weit und breit kommt da vielleicht bei so manchem Missmut auf. Aber wer will schon den ganzen Weg wegen 3 cm Schnee wieder zurück fahren … es hilft nix, die Thermounterwäsche muss ausgepackt werden. Immerhin wechseln sich Schneeschauer und Nebel mit klaren Perioden ab und wir sehen ab und zu wie es hier so aussieht.

Tee im Schnee

North Mavora Lake

Wir beschließen uns eine kleine Stelle für die Nacht zu suchen und die Gegend ein wenig zu erkunden. Und schon sind wir beim zweiten Highlight unserer kleinen Ausfahrt. Der rote Baron hat sich ’nen Schnupfen eingefangen. Anders ist es nicht zu erklären das er nicht mehr so recht anspringen mag. Ein Duzend Versuche später läuft er wieder. Allerdings eher wie ein Traktor. Wir überlegen eine Weile und entschließen uns trotzdem ein geeignetes Plätzchen zu suchen. Wir parken neben ein paar netten Bäumen und einer selbst gebauten Schaukel. Bevor mir wieder Fragen kommen eins vorweg: Natürlich war ich mir nicht zu Schade diese gleich auszuprobieren. Man muss sich immer wieder beweisen das man es noch kann … Naja, soviel dazu. Folgende Bilder enthalten endlich den Beweis für alle zu Hause gebliebenen. Wie viele von euch richtig vermuteten, fallen Schneeflocken auf der Südhalbkugel von unten nach oben. Bravo.

Achtung: Schnee von unten

Kurze Schneepause

Das Abendbrot gestaltet sich an diesem Abend schwieriger als vermutet. Nudeln mit Tomatensoße dauern fast zwei Stunden. Wie sollte man auch ahnen das unser 4000 Watt starker, einflammiger Gaskocher in der Kälte schlapp macht. Kurz nach Kochbeginn nehme ich den Dauerposten an der Minigasflasche in Haarspraygröße ein. Ich „puste“ warme Luft und hoffe auf das Beste. Babs betreibt Recycling mit dem Nudelwasser und füllt es in eine unserer Wärmflaschen. Den treuen Begleitern jedes waschechten Outdoor-Freaks.

2 Stunden kochen, 10 Minuten genießen

Die Nacht war kühl mit leichtem Frost am ganzen Körper. Wir brechen mir Eiszapfen aus dem Bart und kochen uns einen Kaffee daraus. Der Kocher ist leider immer noch nicht bereit schneller zu kochen.

Rotkäppchen im Schnee

Nach dem Frühstück beschließen wir das einzig Richtige zu tun: Wir bauen einen Schneemann.

Es lebe der Schneemann

Tada!

Wir opfern eine Möhre und machen uns auf den Weiterweg. Das heißt Babs und ich machen uns geistig auf den Weiterweg. Der Rote Baron bleibt stehen. Der Schnupfen war wohl zu heftig. Er rührt sich nicht. Eine halbe Stunde wird alles probiert was der Hobbymechaniker aufzubieten hat. Nichts. Zum Glück fährt just in diesem Moment ein Jeep der einzigen Straße hier entlang. Eine Familie auf Picknick Suche. Das müssen wir ihnen leider teilweise ausreden. Nach einigen erfolglosen Versuchen den Van durch „anziehen“ zu starten beschließt dieser in Form von Fehlzündungen wild um sich zu schießen.

Da wurden wir wohl beide abgeschleppt

Das Ende vom Lied ist die Rückfahrt nach Te Anau. Wunderbar. Es ist Samstag und die Werkstatt ist zu. Wir suchen uns ein überschaubare Unterkunft und freuen uns auf weitere zwei Tage in der Partyhauptstadt des Süd-Westens…

Bis die Tage,

die Rumtreiber

Oktober 11, 2008

Babs, Nils und das zweifelhafte Geräusch … Cruising im Doubtful Sound

Category: Southland – Nils-&-Babs 7:46 am

Wenn es um zweifelhafte Geräusche auf Reisen geht, dann handelt es sich dabei zumeist um Geräusche durch Hülsenfrüchte, wilde Tiere oder den Wind. Anders ergeht es einem da im Fjordland National Park, einem wilden und teilweise unberührtem Teil der südlichen Insel Neuseelands. Dort haben die Götter oder auch die Natur (genaues weiß man nicht) eine wundervolle Landschaft geprägt, durch eine Vielzahl von Fjorden (Sounds). Der allseits beliebte Kapitän Cook befand bei einer seiner Reisen, dass das vor ihm liegende Fjord möglicherweise nicht genug Wind bietet, um sein Schiff wieder hinaus auf das Meer zu tragen. Deshalb entschloss er sich diese Gegend als „zweifelhaft“ oder „trügerisch“ zu titulieren. Daraufhin beschloss er, sich und seiner Mannschaft keiner Gefahr auszusetzen und nicht hinein zu segeln.

Viele Jahre später entschlossen sich zwei Jungreisende, die Herausforderung zu akzeptieren und sich in das trügerische Fjord zu begeben. Vielleicht hat ihnen die Tourismusindustrie ein wenig den Weg dahin geebnet, aber auch das weiß man nicht genau. Gewiss ist nur das, zur Zeit der Reise im Mai 2008, einige vergünstigte Winterangebote ausschlaggebend für den Antritt der Reise waren.

Ein wolkenverhangener Morgen im Mai. Das kleine Städtchen Manapouri liegt am gleichnamigen See und zeigt sich verregnet und grau. Auf an Board des kleinen Schiffchens das uns über den See fahren wird.

Lake Manapouri

Langsam graut es uns …

Viele andere Touristen finden sich hier. Der Grund wird jedem schnell klar. Es gibt kostenlosen Kaffee und Tee. Wow. Wir können nicht anders und trinken uns voll bis zur Blasenüberdehnung. Klar das man so mitten im Futter- bzw. Kaffeeneid nicht so leicht locker lässt.

Auf der Kaffeefahrt …

Am anderen Ende des Sees angekommen geht es auf traditionellen Pfaden weiter. Wie schon hunderte Jahre zuvor die ersten Entdecker, besteigen wir einen Reisebus und bahnen uns den Weg durch den (fast) unberührten Dschungel. Der Weg führt durch Busch und Wald und gibt schließlich erste Blicke auf den Fjord frei.

Entdecker im Grünen

Der windstille Fjord

Und schließlich ist es da. Unser Schiff die „Fjordland Navigator“. Mit ihr wollen wir das Fjord erkunden und die Nacht bei gediegenem Inklusivessen verbringen. Erste Schritte führen uns in die Kajüte. Platz für vier und Doppelstockromantik. Was will man mehr.

Meine Güte, die Kajüte!

Die Seesäcke werden verstaut und wir setzen uns in Bewegung Richtung offene See. Der Himmel ist immer noch wolkenverhangen, doch für mich tut er sich bereits auf. Es gibt Muffins. So viele man essen kann … ich beschließe sogleich, mein Maximum heraus zu finden. Es folgen einige schöne Momente voller Muffins und beeindruckender Landschaft, während wir uns in einen Seitenarm begeben. Dort wollen wir uns wagemutig in die Beiboote begeben, um das umliegende Land zu erkunden ( = Auf zur Kanu-Gruppenfahrt).

Im Doubtful Sound

…immer noch

Kapitän Cooks ganzer Stolz

Ran an die Boote!

Damit wir uns perfekt in die Umgebung eingliedern (Tarnung etc.) , werden wir mit höchst farbenfrohen Booten nebst Zubehör ausgestattet. Ich bin mir ganz sicher das uns nun die ganzen Delphine die hier leben finden und begleiten werden. Ein Trugschluss.

Nils im Tarnboot

So sieht man den Fjord aus der Babsperspektive

Wir düsen durch den Fjord und demonstrieren beispielhaft, wie man sich mit den kleinen Paddeln ausreichend nass macht. Endlich schaffe auch ich es, das Kanu in den Griff zu bekommen. Wir sind voller Freude und … kehren mit den Anderen zum Schiff zurück. Zeit aufzuhören.

Die Fjordland Navigator

Wir fahren hinaus auf das Meer und sehen Robben und andere kleine Freunde auf den Inseln vor uns. Schließlich zeigt sich die Sonne doch noch kurz, bevor sie sich entschließt ein Bad im Meer zu nehmen.

Sonnenuntergang …

… soooo schöööön

Uns erwartet ein riesiges Abendessen und eine gute Flasche Wein. Die Band spielt unser Lied und wir schwelgen im besten Outfit über den Parkettboden und der … nagut, die Band war vom Band, unser Outfit war das eines Rumtreibers und ja, der Parkettboden wurde vor Zeiten gegen Teppich getauscht. Was soll’s, wir finden es schön und kuscheln uns in die Kojen. Wo wir wieder beim Anfang der Geschichte währen. Der Begriff Kojen erinnert mich dann doch eher an Geschichten mit merkwürdigen Geräuschen durch Hülsenfrüchte …

Ein früher Morgen mit waschechtem Seemannsfrühstück erwartet uns. Wecken sieben Uhr. Unsere absolute Lieblingsaufstehzeit … Zumindest gabs eine noch junge Sonne und die Aussicht auf kleine Delphine am Morgen. Außerdem mit von der Partie: der kostenlose Kaffee! Juhu, dann mal los.

Der frühe Vogel …

…trinkt den Gratiskaffee

Der Regen der vergangenen Tage bescherte der Region eine Vielzahl kleiner Wasserfälle. Viel zum angucken also. Und endlich war es dann auch soweit. Eine Gruppe Bottle-Nose-Delphine begleitete uns und sprang vergnügt in den Bugwellen des Schiffes. Fast noch besser als die vielen Muffins.

Wenn der mal nicht am grinsen ist!

Ob der grinst weiß man nicht so genau…

Am Ende stand noch der Versuch, mal so richtig davon zu segeln. Ohne Motoren ging es auf zum Sound of Silence. Das ist in diesem Fall kein Song von Simon and Garfunkel, sondern völlige Ruhe in einem der Seitenarme des Fjords.

Wir segeln

Und schon gehts wieder nach “Hause”

Zurück im Naturhafen bestiegen wir wieder unseren Bus und kehrten auf altbekannten Wegen in die Zivilisation zurück. Natürlich nicht ohne vorher noch … genau ihr habt es erraten … einen letzten kostenlosen Kaffee zu trinken 😉

Käffchen

Alles in allem können wir sagen, hätte Kapitän Cook einen Dieselmotor gehabt, hätte er es sicher auch geschafft, mal ins Fjord zu schauen. So blieb uns die Ehre, die Gegend zu entdecken. Auch wenn am Ende natürlich schon der Ein oder Andere vor uns da gewesen ist.

Fröhliches rumtreiben … eure Rumtreiber.