Die Rumtreiber – Am anderen Ende der Welt


Februar 20, 2009

Wir stehen auf Eis … Lieblingssorte Mount Cookie

Category: Neuseeland wird winterlich – Nils-&-Babs 7:12 am

Es ist August und es ist immer noch Winter. Hier in Neuseeland, am anderen Ende der Welt. Wir sind zurück gekehrt zum Mount Cook National Park. Im Winter scheint der kleine Ort recht menschenleer. Die Wanderwege liegen einsam vor uns und nur eine handvoll Besucher ist hier und da zu sehen. Unser Domizil ist das örtliche YHA, die Jugendherberge. Es gibt eine Sauna. Die erste die uns hier in Neuseeland in freier Wildbahn begenet ist. Doch unser eigentliches Ziel ist viel höher gesteckt und nicht ganz so warm.

Der Tasman Gletscher in den Alpen um Mount Cook. 29 km lang, 4km breit und bis zu 600m tief. Was für Traummaße für so ein schönes Stück Eis. Eines steht fest: ich will auf jeden Fall mal daran knabbern. Wir beschließen einen Rundflug nebst Landung auf dem Gletscher inmitten der Berge mit Mount Cook Ski Planes. Erfreulicherweise hat unser Fotoapparat beschlossen, bei den kalten Temperaturen einen kleinen Winterschlaf einzulegen. Hier in der winterlichen Pampa gibt es weit und breit keinen Ersatz. Mit verheulten Gesichtern wanken wir den Gängen der Herberge entlang. Babs Make-Up ist verlaufen und ich schwanke von Wand zu Wand. Wer hätte gedacht, dass wir sie so vermissen. Die Kamera … die Gute. Doch das Schicksal meint es gut. Von Tränen geblendet, wanke ich in ein englisches Mädchen. Sie erkennt die Misere und bietet sogleich ihre Einwegkamera als Retter in der Not an. Vielen Dank meine Liebe! Wo tue ich denn da den Speicherchip hinein, meine Gutste? Ach, ja klar, eine Analogkamera, kenne ich natürlich noch. 5 Dollar später sind wir also stolze Besitzer einer Einwegkamera. Das scheint die kleine Digitale nicht auf sich sitzen lassen zu wollen. Sie erwacht mysteriöserweise aus dem Dornröschenschlaf. Was solls, das Trauern ist vorbei. Auf zum Büro der Fluggesellschaft!

Ah, sie meinen das Wetter sei nicht „optimal“?! Up-drifts, bumpy ride, but all safe! Hä? Na muss man ja nicht alles so im Detail wissen. Ich beruhige Babs und bewege sie zum Start. Immerhin ist die Machine schön klein, sodass man jederzeit mit dem Piloten die Details des eventuellen Absturzes persönlich besprechen könnte. Los gehts dann.

Babs look! Mount Cook!

Mit dieser Zunge werde ich den Gletscher zum schmelzen bringen

Wir überfliegen das Tal das wir schon einmal im Sommer bewandert haben, vorbei am kleinen Örtchen Mt Cook Village. Um uns herum wachsen die Berge und die Innernraumgeräusche. Ist ganz normal sagt der Pilot, denn schließlich ist es ja heute „windy“.

Lake Pukaki gespeist vom Tasman River

Von Fern: Der Tasman Glacier

Vorbei an einigen anderen Gletschern der Region halten wir auf den Tasman Gletscher zu. Unsere Landebahn und Spielwiese für die nächsten 20 bis 30 Minuten. Der Pilot betätigt im Schweiße seines Angesichts eine Handkurbel. Uns beschleicht das leise Gefühl, dass er dadurch nicht die Kufen ausfährt, sondern den unteren Teil des Fliegers abwirft. So hört sich das jedenfalls an. Aber er scheint Frau und Kinder zu haben. Dann sind wir ja sicher … aber was wenn der Haussegen schief hängt … hmmmm wie auch immer.

Ein Gletscher … dessen Name mir nicht mehr einfällt

Unsere Landebahn ..

Wir landen und können sogleich für ein Foto posieren. Mein Lachen entspringt dabei den Muskelverkrampfungen die vom Festbeißen im Sitz des Piloten während der Landung entstanden sind. Völlig verwirrt versucht sich Babs zu setzen. Das sich da gar kein Stuhl befindet fällt in diesem Moment der Freude niemandem auf. Erst der Fotobeweis bringt an dieser Stelle wirkliche Klarheit.

Gelandet …

Please … Have a seat

Ist schon unglaublich, auf 400 bis 600 m dickem Eis zu stehen, welches seinen Weg viele tausend Jahre vor unserer Entstehung schon begonnen hatte. Voller Eherfurcht und Erstaunen machen wir das einzig angebrachte in dieser Situation: Schneeengel, werfen Schneebälle und verquatschen uns länger als geplant. Wie kann das sein, frage ich mich, da ja bekanntlich jeder weiß, dass ich mich nie zu langen Gesprächen über Belanglosigkeiten hinreisen lasse. In einem unbeobachteten Moment kann ich sogar kurz am Eis schlecken. Was soll ich sagen, dass beste Eis das Mutter Natur mir je bot! Kalt und geschmacklos. Ein weiterer Flieger landet und nimmt eine Bergexpedition wieder mit zurück in die bebaute Welt. Unser Pilot merkt an, dass ab und zu solche „Stinkies“ transportiert werden müssen. Aber nach zwei, drei Wochen ohne Dusche und allerlei Kletterei sind die Freunde dann nicht mehr ganz so frisch. Aber wenn der Berg ruft, dann ruft er eben. Ab ins Flugzeug und auf zu einer Runde um den Block.

Wir starten … zur Not knallen wir eben ins Eis

Juhu! Wieder oben.

Um den „Block“ gab es schließlich noch mehr Schnee, Firneis und so einige Berge. Am Ende sind wir wieder gut gelandet. Aufgrund der starken Winde konnten wir nicht wie geplant bis zur Westküste weiter fliegen. Die schauen wir also ein ander Mal an.

Eis, Eis, Eis

Mittig links im Bild erkennt man vielleicht unseren Schneengel …

Zurück zur Herberge

Bye bye Gletschersee

Den Abschluss des Abends bildet das Old Mountaineer’s Cafe, dass wir bei unserem ersten Besuch nur kurz zu Gesicht bekamen. Voller Erinnerungen an die frühen Zeiten des Bergsteigens am Mount Cook und einer guten Auswahl an Essen. Ich bestell dann erstmal ein Eis. Diesmal werde ich es aber sicherheitshalber in meinen Mund fliegen lassen.

The Old Mountaineer’s Cafe

Nur die Schrift war ziemlich klein …

Am nächsten Morgen begrüßt uns die Bergwelt mit Sonnenschein.

… der Morgen danach

Wir gehen nocheinmal auf Spritztour. Über Stock, über Stein, zu den Bergseen und müssen dabei nicht mal gegen viel Schnee ankämpfen.

Mt Cook

Unterwegs im Tussok-Gras

Zwei Bergleute

…über Stock und über Stein

Ein letzter Blick, Mount Cook

Keine Chance für Ice-Curling

Wir verlassen Mt Cook in Richtung Wanaka. Wenige Tage nach unserer Abreise beginnt es zu schneien im Mount Cook National Park. Die Wege auf denen wir entlang spazierten sind unpassierbar und eine Bergsteigertruppe gilt als verschollen. Ihr Schicksal bleibt ungewiss für uns. So ist sie die Bergwelt. Wandelbar, Wunderbar und manchmal auch Unberechenbar.

Februar 13, 2009

Ein Zug, Berge und Schnee im August

Category: Neuseeland wird winterlich – Nils-&-Babs 6:35 am

Vorbei. Fiji meine ich. Wie schnell gehen eigentlich die Tage ins Land?! Raus aus dem Winter, rein ins Flugzeug und eine kurze Zeit in der sommerlichen Seifenblase von Fiji spaziert. Zurück ins Flugzeug und wieder hinaus in den Winter. Wir stehen wieder zu Hause wenn man so will. In Christchurch, Neuseeland. So fühlt sich das also an, wenn man aus dem Urlaub zurück in den Urlaub wechselt.

Hier ist jedenfalls alles beim Alten. Unser Roter Baron erwartet uns bei der Gastfamilie bei der wir ihn hinterlassen hatten. Die Freude war groß, auch wenn der Gute nicht viel sagt, wissen wir doch, dass er froh ist, mal wieder ein wenig im winterlichen Neuseeland herum zu fahren. In Christchurch genießen wir ein erstes Softeis, während wir dem Gondelfahrer auf dem kleinen Rinnsal zuschauen, wie er übergewichtige Touristen sicher durch die Stadt bringt. Punting heißt es hier, obwohl ich mir sicher war das Gondeling ein viel besser Ausdruck wäre. Verflixte Anglizismen.

Die nächsten zwei Tage nutzen wir, um mit dem TranzAlpine von Christchurch durch die Südalpen hindurch bis nach Greymouth und wieder zurück zu gelangen. Eine perfekte Wintertour durch die verschneiten Ebenen und Berge.

Der TranzAlpine

Der Einfachheit halber lassen wir den ersten Teil des Weges mal weg. Um ehrlich zu sein lag da nämlich gar kein Schnee und die Welt um uns herum war grau. Wie passend, dass wir am Ende des Abends ein weiteres Mal auf unserer Reise im Grey District, besser gesagt in Greymouth, ankommen. Um weder Zeit noch Mühen zu scheuen haben wir auch sogleich einige der Wahrzeichen der Stadt erkundet. Unter anderem die Riesenbohrer von Greymouth. Den richtigen Namen kennen wir leider nicht, doch würde ich wetten, dass dieses Kunstwerk „Drills Of Grey Eternity“ heißt. Wer sich selbst einmal von der Schönheit dieser Bohrer überzeugen mag, findet diese inmitten des Hafens von Greymouth.

Drills Of Grey Eternity

Der Hafen von Greymouth

Zu unserer Freude hat das Backbacker Hostel, in dem wir schlafen, Badewannen. Eine Rarität. Das Ambiente erinnert mich zwar an die Waschküche meine Großmutter, aber nach so langer Zeit ohne ein warmes Bad ergreift man die Gelegenheit direkt am Schopf bzw. in diesem Fall am Wasserhahn. Nach diesem Bad holt uns die Realität des nicht isolierten, nicht zentral geheizten Neuseelands in Form von Wärmflaschen wieder ein. Was solls, so ist es trotzdem schön warm im Bett. Am nächsten Morgen haben wir noch etwas Zeit, bevor unser Zug wieder in Richtung Christchurch fährt. Wir beschließen einen Kaffee zu trinken und gehen in einen netten kleinen Imbiss. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Besitzer, sitzen wir dann nicht nur vor unserem Kaffee, sondern auch vor DER Delikatesse Neuseelands: Whitebait

Als erstes denke ich an meine Fischköder, bait. Weit gefehlt lasse ich mich belehren. Whitebait sind kleine junge Fische, die sich alljährlich den Flüssen der Westküste hinauf quälen, um sich dort fortzupflanzen. Leider ahnen die kleinen Dinger nicht, dass am Ende nicht die holde Braut wartet, sondern der zweifelnde Tourist aus Deutschland. Fast tun sie mir Leid. Aber nur fast. Denn mehr Leid tun mir gerade in diesem Moment Babs und ich. Hatte uns eben noch der Besitzer etwas von einer Delikatesse vorgeschwärmt, in Mehl und Gewürzen gewendet und in Eihülle ausgebraten, sehe ich nun einen Toast voller kleiner Fische vor uns stehen. Sehr schön.

Whitebait

Was solls, wir essen die kleinen Freunde und hoffen das wenigstens ein paar dieser Fischchen es bis zum oberen Flusslauf geschafft haben, um eine vernünftige Größe zu erreichen. Als ausgewachsener Fisch will sie dann jedenfalls auch hier niemand mehr fangen und essen. Soviel dazu.

Unser Zug steht inzwischen bereit und wir verlassen den Tempel der Köstlichkeiten, um den über Nacht gefallen Schnee vom Fenster des Zuges aus zu genießen.

Kurz hinter Greymouth

Immer noch kurz hinter Greymouth

Da wir genügend Zeit haben, nutzen wir die folgenden Stunden um zwischen Abteil, Kaffeewagen und Aussichtsplattform hin und her zu wechseln. Es gibt einfach zu viel zu sehen, während sich der Zug teils flink, teils gemächlich der Bergpiste entlang bummelt.

…vorbei an den Alpen

…und Tälern

Keine Straße, Menschen … nicht mal Schafe

Und wieder bis zurück nach Christchurch

Der Zug trudelt gemächlich in den Bahnhof von Christchurch ein und wir beschließen der Straße zu folgen. Unser finales Ziel wird Wanaka sein. Auf dem Weg dahin wollen wir uns treiben lassen, vorbei an den Orten, die wir bereits im Sommer gesehen hatten. Dabei gibt es wie immer keine festgelegte Route, erstens, weil wir grundsätzlich zu faul dazu sind und zweitens, ich sowieso keine Karten lesen kann (Bücher und Zeitungen gehen von Zeit zu Zeit, wenn die Schrift groß genug ist). Aber schließlich weiß man ja nie, wo die Straße einen letztlich hinführen wird.

The road goes ever on …

Berge und Schafe … eine Seltenheit in Neuseeland

Die Alpen zeigen sich von ihrer winterlichen Seite und wir passieren noch einmal die Gegend um Methven, Mt Somers und Mt Sunday. Und da das Internet immer größer und voller wird, sparen wir an dieser Stelle zumindest etwas Platz, indem wir diese kleine Fahrt nur in Form von Bildern zeigen. Auf also durch die Berge …

Nahe Methven 1

Nahe Methven 2: Clearwater Lakes

Straße zum Mt Sunday

Mt Sunday 1

Mt Sunday 2

Auf dem Weg nach Mt Somers

Vorbei an Mt Somers nach Methven

…zurück zum Highway

Nach dieser Bergtour gabs zur Erfrischung einen Stopp am kleinen Örtchen Tekapo, mit seiner Miniaturkirche am Ufer des gleichnamigen Sees.

Kirche am Lake Tekapo

Selber Kirche … anderer Blikwinkel

Lake Tekapo, am Fuße der Berge

Berühmte Statuen wichtiger neuseeländischer Persönlichkeiten

Schön … Neuseeland im Winter meine ich. Alles so bekannt und doch anders. Wir sind gespannt auf Mount Cook. Dort geht es hoch hinaus, bevor wir uns todesmutig der Bergwelt Wanakas nähern. Auf Snowboards die unsere Hintern auf eine harte Probe stellen werden. Aber davon ein ander Mal.

Bis die Tage,

die Rumtreiber