Rumtreiber Logbuch, 28. Juni 2008, Nachtrag
Der Regen prasselt an unser Fenster. Vielleicht ist es auch Schneeregen. Das bedeutet wir konnten heute keine Runde im Freien drehen. Außerdem haben wir ein Possum auf dem Dach, was sich langsam zu uns durch knabbern tut, so wie es sich anhört. Deswegen möchte ich mich zurück erinnern an jene Tage im März, als die neuseeländische Welt noch wärmer und noch kein Possum auf dem Dach war.
10.03.2008
Wir düsen im roten Baron vom Meer in Richtung Südalpen. Das Rückgrad der Südinsel von Neuseeland. Erster Zwischenstopp: Lake Kaniere oder zu Deutsch, der See Kaniere. Ich habe vergeblich versucht den einzigen Süßwasserfisch Neuseelands zu erbeuten. Eine Forelle (engl. „Trout“, muss man mit breiten Mund sprechen um neuseeländisch zu klingen, etwa wie „Trrraaaaoooouut“)
Ich versuchte mich heimlich an den Fisch zu pirschen und ihn mit meinem Salzwasser Equipment zu fangen. Fehlanzeige. Lediglich hinter meinem kleinen neon farbenen Plastikfisch sind die Brüder hinterher geschwommen. War bestimmt ein tierischer Spaß unten im See. Vielleicht lag es auch daran das ich immer mit der Angel in der Hand am Ufer hin und her gerannt bin um den ganzen Insekten zu entkommen. Man weiß es nicht.
Am nächsten Morgen dann die ersten Annäherungen an die wilde Tierwelt am See. Es dauerte auch nicht lange, da ließen sie uns gefährlich nahe an sie heran kommen.
Anschließend gab es ein raubtiersicheres Frühstück im inneren des Barons.
12.03.2008
Die Vorräte gehen zuneige und wir wagen den beschwerlichen Aufstieg zum Arthurs Pass. Eine uralte Pilgerstraße der Beduinen, zu Beginn des letzten Jahrhunderts wiederentdeckt, ausgegraben und auf modern getrimmt. Nagut nagut, natürlich haben die Neuseeländer diese Straße gebaut und Beduinen benutzen sie höchstens mit dem Auto.
Ich erinnere mich noch genau daran, wir fuhren im zweiten Gang und gutem Motorensound nach oben, freundlich grüßten die Autofahrer und LKWs hinter uns mit der Hupe. Im Tal angekommen führte die Straße wiedereinmal entlang der unendlichen Weiten Neuseelands.
Unser Radio spielte einen wahren Klassiker. „Bakerman“ von Laid Back. Wir rocken ausgelassen und lassen die Landschaft vorbei fliegen. Das Lied auf den Lippen. Ich kann ihn fast spüren, den Nachtzug und ich rieche das frisch gebackene Brot vom Backerman. We slow down and take it easy.
13.03.2008
Unsere erste Nach am Lake Pearson. Mit einem Wort beschrieben: kalt. Ja, die Alpen heißen nicht umsonst so wie die in Europa. Genau so schön aber eben auch mal etwas kühler als der Rest des Landes. Zum Glück haben wir als alte Pfadfinder ein ordentliches Lagerfeuer in Gang bekommen.
Und endlich gab es Forelle. Nicht selber gefangen aber trotzdem frisch. Wir trafen ein paar nette Leute aus den USA. Alle schon über die fünfzig und stark bewandert im Leben in der Wildnis. Das brachte neben dem Fisch auch nen netten Abend mit vielen Geschichten. Am nächsten Morgen dann Frühstück mit selber erlegten Bären, oder vielmehr Brombeeren. Und siehe da, ich konnte meine ersten Gehversuche auf dem Weg zum Tierzähmer machen. Eine unser zwei Paradiesenten wollte mir nicht mehr vom Fuß weichen. Drei Nächte haben wir dort verbracht und immer haben die Zwei vor unserem Van geschlafen. Wie kann man seinem Jugendidol Heinz Sielmann näher kommen als so?
Nachtrag Ende. Auf zum Kartoffelsalat mit Fischstäbchen. Die Rumtreiber.
Aus dem dunklen Schwarzwald und rein ins West Coast Vergnügen! Nach ein paar Tagen Überlandfahrt gings erstmal wieder ans Meer. Für den Einen Zeit zum Strecken, für die Andere Zeit zur Freude.
Der Weg in den Süden führt direkt am Meer entlang. Manchmal nur wenige Meter von der Straße entfernt. Unterwegs trifft man auf zerklüftete Landschaften und wunderbare Panoramen, dafür weniger auf Leute. Und wiedereinmal beeindrucken uns die Wolken. Der Himmel über Neuseeland ist einfach unübertroffen. Wahrscheinlich wird es nicht umsonst das Land der langen weißen Wolke genannt.
Wenn man entlang des Weges auch ab und an einmal anhält, dann trifft man vielleicht auf den einen oder anderen Küstenbewohner. In unserem Fall waren das Hühner. Mitten im Nirgendwo. Und da es exibitionistische Hühner waren haben sie sich ohne Widerrede fotografieren lassen. Genauso wie die fachgerecht geparkte ominöse schwarze Limousine. Ob die FAMILIE auch hier in Neuseeland eine Zweigstelle hat???
Natürlich soll euch der Ausblick auf die schroffe Küste nicht vorenthalten bleiben. Deswegen gibts heut mal ein Bild von oben und von unten. Zum rechten Bild fällt mir das berühmte Buch wieder ein: Der alte Nils und das Meer. Immerhin habe ich ja schon nen riesigen Fisch hier in gefangen. Da ist es ganz klar das mein Herz immer zur See schaut …
Da ich ja immer für ein paar Süßigkeiten zu haben bin, dachten wir uns, wir schauen mal bei den Pancakes nahe Punakaiki vorbei. Zu meiner Enttäuschung waren das keine lecker Pfannekuchen sondern große Steinsäulen. Was solls, wenn wir schon mal da sind …
In Punakaiki haben wir dann auch gleich noch eine unvergessene Nacht verbracht. Es gab Regen. Und immer wenn es regnet dann freut man sich im inneren seines Vans. Man hört die Tropfen auf dem Dach und verkrümelt sich gemütlich unter seiner Decke. Alles schön im Trockenen. Nicht so in dieser Nacht. Da entschloss sich die Gummidichtung der hinteren Fenster dazu, in den Ruhestand zu wechseln. Das brachte uns nasse Füße und eine tropfende Decke. Da der Himmel für die nächsten Tage nichtgerade von Sonne sprach, hieß es am Morgen: Shopping nach Dichtungszeugs in Greymouth. Mit dem Wörterbuch unter dem Arm wurde im Baumarkt unserer Wahl erstmal eine wasserabweisende Masse gekauft. Ab zum nächsten Parkplatz. Nach einem kurzen Moment der Überlegung, ob ich probieren sollte mir selbst die Lippen mit Silikon aufzubessern gings los. Wenn ich mir meine Haars auf den Bildern so anschaue, dann sehe ich mir die schlechte Nacht zuvor noch sehr gut an.
Glücklicherweise gab es an diesem Abend dann doch noch einen schönen Sonnenuntergang, ohne nächtlichen Regnenguss, am Strand von Hokitika.
Auf dem Weg an die Westküste lernt man zweierlei Dinge kennen.
Zum Einen die wunderschöne Küste selbst und zum Anderen, dass es hier mehr Sandfliegen gibt als wahrscheinlich sonst irgendwo. Unterwegs gab es erstmal einen Stop im Schwarzwald. Zumindest sah es beinahe so aus. Neuseeland ist eben auch das Paradies der Pilzfreunde. Unten rechts im Bild kann man sehen, zu welchen modischen Höchstleistungen das Stechgetier einen bringt. Immer schön die Socken über der Hose tragen…
Und wer schon immermal eine der kleinen Biester während der Arbeit sehen wollte, bitte sehr: Ein Bild von Wikipedia hilft weiter.
Und schließlich noch ein paar Impressionen vom Cape Foulwind. Unweit des Örtchens Westport gelegen meist regnerisch aber schööööön.
Bis die Tage, die Rumtreiber.